Kundengespräche

Apothekenwahnsinn in Comic-Form Maria Hendrischke, 10.01.2016 08:43 Uhr

Berlin - 

Apothekerin Julia Wecke ist seit Weihnachten Comic-Fan. Ihr Verlobter Marc Hansmann schenkte ihr die witzigsten Erlebnisse aus der Apotheke in Form von Bildergeschichten. In „Die Apothekerin – Zwischen Offizin und Wahnsinn“ trifft Wecke auf Kunden, die erfolglos nach Kleingeld kramen oder sich im Internet selbst zu Arzneimittelexperten weitergebildet haben.

Hansmann bewundert den Beruf seiner Verlobten: „In der Apotheke ist sie permanent in einer Prüfungssituation und muss die Fragen der Kunden beantworten, ohne kurz in einem Buch nachschlagen zu können.“ Dass die Patienten auch einmal für eine gehörige Portion Situationskomik sorgen können, ist ihm nicht entgangen. Wecke erzähle häufig mit einem kleinen Augenverdrehen aus dem Apothekenalltag im nordrhein-westfälischen Minden.

Wecke hat sich über die in schwarz-weiß gehaltenen, detailverliebten Zeichnungen sehr gefreut. „Zwölf kleine Comics habe ich ihr zu Weihnachten geschenkt – aber ich hätte Stoff für viele mehr“, sagt Hansmann. Da waren etwa die Kunden, die im Notdienst nachts um 3 Uhr bei Wecke in der Mindener Apotheke klingelten und dringend Nasentropfen verlangten. Oder diejenigen, die sämtliche Gratiszeitungen mitnehmen, aber gar nichts kaufen.

Die Erzählungen seiner Verlobten hatten ihn schon Anfang 2015 auf die Idee zum Comic gebracht. Doch das war komplizierter, als gedacht: Die Strips zu zeichen, sei äußerst aufwändig gewesen. Außerdem konnte sich Hansmann nur am frühen Abend nach seiner Arbeit daran setzen, bevor Wecke aus der Apotheke nach Hause kam. Knapp neun Monate hat er insgesamt an seinem Geschenk gearbeitet.

Hansmann arbeitet nicht im kreativen Bereich, sondern ist Buchhalter und Unternehmensberater. Derzeit schreibt er in dem Gebiet seine Doktorarbeit. „Zeichnen ist für mich ein Hobby“, sagt er.

Diesem widmet er sich akribisch: „Ich habe mir zu Julias Geschichten Stichpunkte gemacht, damit ich die Pointen nicht vergesse“, erzählt Hansmann. Anschließend versucht er, die Erzählungen in drei oder sechs Bildern zu Papier zu bringen. Allzu komplexe Themen ließen sich so nicht darstellen, sie fielen aus der Sammlung. „Sie wären sonst einfach nicht lustig gewesen“, erklärt er.

Wenn eine erste Skizze mit Strichmännchen und Sprechblasen fertig ist, beginnt Hansmann mit der Feinarbeit. In anderen Comics hat er sich angesehen, wie Emotionen visuell ausgedrückt werden können. „Ich feile lange an den Figuren, bis sie passen“, sagt er. Dann scannt er die Zeichnungen ein und bearbeitet die letzten Details mit dem Computer. „Ich dachte, dass ich es irgendwann schaffe, die Figuren beim ersten Versuch perfekt und immer gleich zu zeichnen“, so Hansmann. Doch das sei ihm bisher nicht gelungen.

Hansmann kann sich vorstellen, Wecke eine Fortsetzung zu schenken. „Die Nachfrage besteht“, sagt er. Auch Weckes Kolleginnen, denen sie die Comics gezeigt hatte, seien begeistert gewesen. „Julias Repertoire an Geschichten ist auf jeden Fall noch nicht erschöpft.“

Seit Mitte vergangenen Jahres sind Hansmann und Wecke verlobt. „Wir sind zusammen zur Schule gegangen, hatten uns nach dem Abitur aber aus den Augen verloren“, erinnert sich Hansmann. Vor knapp vier Jahren haben sie sich wiedergetroffen. „Dabei haben wir entdeckt, dass wir uns noch netter finden, als gedacht“, erzählt er.

Hansmann findet Weckes Beruf spannend. Als Apothekerin helfe sie Menschen, ob nun mit Kopfschmerzen oder einem komplexeren Problem, sagt er. „Das ist ein relevanter Job und man hat eine andere Perspektive auf das, was wirklich wichtig ist.“ Hansmann profitiert auch von den Kompetenzen seiner Verlobten: „Wenn ich krank bin, werde ich von ihr gut versorgt.“