Kritik an Mauer-Homöopathika APOTHEKE ADHOC, 31.08.2019 08:33 Uhr
Murus Berlinensis – auf Basis von Stücken der Berliner Mauer sind Homöopathika erhältlich. Die Produkte werden unter anderem von den britischen Apotheken Helios Homoepathy und Ainsworth vertrieben. Letztere ist sogar ein Hoflieferant der Queen und ihres Sohnes Charles, Prinz von Wales. Homöopathie-Kritiker Professor Dr. Edzard Ernst ging bei einer Buchpräsentation auf die Präparate ein.
Tabletten, Cremes, Spray – die britischen Apotheken vertreiben verschiedene Darreichungsformen und unterschiedliche Potenzen von Murus Berlinensis. Die Präparate können online bestellt werden. Sie sollen Menschen helfen, die entweder keine Grenzen kennen – oder aber sich zu sehr von anderen abgrenzen. Die Preise variieren bei Helios zwischen 5 und 74 Pfund.
Ernst ging bei der Buchvorstellung in Großbritannien auf sogenannte alternative Heilmethoden ein. Unter den 150 Beispielen, mit denen er sich in seinem neuesten Werk auseinandersetzt, sind auch Produkte aus Stücken der Berliner Mauer. Die britischen Medien stürzten sich auf das Thema und stellten besonders hervor, dass es sich bei einem Anbieter um einen offiziellen Hoflieferanten – also einen „Royal Warrant Holder“ handelte. Dadurch werde Glaubwürdigkeit hergestellt, sagte Ernst beispielsweise der Zeitung „The Times“.
Bei homöopathischen Heilmitteln vertrauen die Queen und ihr Sohn auf Ainsworth. Seit 1980 stehen die Apotheke offiziell im Dienste der Monarchen. Die 1975 gegründete Londoner Apotheke ist auf Bachblüten-Therapie spezialisiert und bietet 4200 Homöopathika an.
In seiner neuen Publikation beschreibt Ernst laut eigenen Angaben auch andere alternative Therapien wie beispielsweise kolloidales Silber, die Paleo-Diät, Plazentophagie, Urin, Lymphdrainage, Blutegel oder Iridologie. Kritik übt er auch an diversen damit verbundenden Diagnosetechniken. Keine von ihnen sei valide. Das bedeute, dass sie eine echte Gefahr für Konsumenten darstellten.
Die Liste der Kuriositäten im Medizinschrank ist noch länger: Verschiedene Tierarten werden beispielsweise ebenfalls als Grundstoff für Homöopathika verwendet. Globuli mit Buschmeisterschlange sollen etwa gegen Eifersucht und Zorn helfen. Hundemilch-Globuli, Lac caninum, werden etwa beim Abstillen und gegen Menstruationsschmerzen gegeben.
Angeboten wurden auch Elektrosmog C30 Globuli der Firma Homeda. Sie sollten den Körper vor elektromagnetischer Strahlung schützen. Die Firma teilte Ende 2017 mit, die Produktion und den Vertrieb der speziellen homöopathischen Arzneimittel einzustellen. Zu den Spezialitäten des Unternehmens gehörten Globuli aus Nabelschnurblut, Plazenta und Muttermilch. Apropos Strahlung: In anderen Präparaten werden Mond- und Sonnenstrahlen sowie Strahlen einer Totalen Sonnenfinsternis eingefangen.