Beim illegalen Online-Handel werden Potenzmittel häufig beworben und vertrieben. Auf der Suche nach neuen Absatzkanälen traf es nun Tausende von Webseiten: Interessierte Patienten kamen unfreiwillig auf die Frontseiten von Unternehmen, Instituten, Vereinen und Privatpersonen. Grund dafür war offenbar ein Hackerangriff krimineller Arzneimittelhändler, die Produkte wie Viagra (Sildenafil) und Levitra (Vardenafil) illegal im Internet anbieten.
Patienten, die online nach Mitteln gegen erektile Funktionsstörungen suchten, verweilten nur für kurze Zeit auf den Startseiten. Danach wurden sie per Algorithmus an eine Online-Apotheke weitergeleitet. Ziel dieser Cyber-Angriffe war ein hohes Ranking bei den Suchmaschinen für Potenzmittel, Schlankheitspräparate und Dopingpillen.
Medienberichten zufolge waren neben Tausenden anderen die Seiten des Instituts für Umweltforschung und nachhaltige Technologien in Bremen, der SLK-Kliniken in Heilbronn, einer alternativen Schule sowie die Homepage des Klebstoffherstellers Uhu betroffen. Die IT habe das Problem aber schnell gelöst, sagte eine Sprecherin der bekannten Klebstoffmarke.
Programmierer der kriminellen Arzneimittelhändler erstellten mithilfe von Content-Management-Systemen die zwischengeschalteten Seiten, auf die sich die Kunden auf der Suche nach Arzneimitteln verirrten. Die Hauptseiten der zahlreichen Betreiber dienten also nur als Mittel zum Zweck, der Angriff galt nicht in erster Linie ihnen.
Zuletzt waren Versandapotheken ins Visier von Cyber-Kriminellen geraten: Im Februar fluteten Hacker die Server zahlreicher Versender mit Anfragen und führten teilweise zum Systemzusammenbruch. So war zum Beispiel der Server des Online-Shops Mauve betroffen. Mauve fälschte daraufhin selbst seine IP-Adresse und verschleierte somit den Zugang zur Seite. Auch bei dem Softwareunternehmen Awinta musste man Angriffe abwehren.
Im selben Monat sorgte auch eine Darknet-Razzia für Aufsehen: Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main haben mehrere illegale Handelsplattformen und deren Internet-Seiten lahmgelegt. In Darknet-Foren werden illegale Güter wie Waffen, Betäubungsmittel wie Heroin, Kokain, Cannabis, Amphetamine, Ecstasy, Falschgeld, gefälschte amtliche Ausweise, ausgespähte Kreditkarten- und Online-Banking-Daten sowie „gehackte“ Zugänge zu verschiedenen Internetdiensten gehandelt
Laut dem Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) werden die Attacken immer raffinierter, die Wellen immer größer. Teilweise arbeiten Millionen von Bot-Servern zusammen an einem Angriff. Shopbetreiber haben viele Möglichkeiten, sich gegen solche Cyber-Attacken zu wehren: Neben dem Update des eigenen Content-Management-Systems steht ihnen die Geo-Lokalisierung zur Verfügung, nach der nur noch Anfragen aus Europa zugelassen werden können.
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