Kriminalität

Medizintechnik-Schwarzmarkt boomt

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Frankfurt/Main -

Unerkannt steigen Diebe in die Abteilung eines hessischen Krankenhauses ein, wo sie reiche Beute vermuten. Sie finden auch, wonach sie suchen, und stehlen Endoskope im Wert von mehr als 300.000 Euro. Nicht nur die Klinik in Dillenburg ist so zum Tatort geworden – eine Serie von Diebstählen dieser Art betrifft bundesweit zahlreiche Krankenhäuser.

„Es wird praktisch auf Bestellung gestohlen“, sagt der Dillenburger Polizeisprecher Guido Rehr. „Wir gehen davon aus, dass organisierte Banden gezielt Kliniken und Arztpraxen aufsuchen und nach Vorbestellung die medizinischen Geräte mitnehmen.“

Seit Februar 2014 seien bundesweit mehr als 50 Fälle bekannt geworden, erzählt Ralf Britz, der stellvertretende Leiter der Schadensabteilung beim Krankenhaus-Versicherungsmakler Ecclesia. Das Unternehmen betreut nach eigenen Angaben Kliniken in ganz Deutschland und ist auch bei Schadensfällen involviert.

Bei den meisten der bislang 56 registrierten Diebstähle hätten es die Täter auf Endoskopiegeräte abgesehen, insbesondere auf deren Köpfe. Endoskope werden beispielsweise bei der Untersuchung innerer Organe eingesetzt. „Ein solcher Kopf kostet zwischen 10.000 und 160.000 Euro.“ Die Geräte sind nicht nur teuer – sie können auch leicht auf Produkte anderer Hersteller montiert werden. Auch das könnte ihre Beliebtheit als Beute erklären. Den bislang angerichteten Schaden schätzt Britz auf 11,5 Millionen Euro.

In der Dillenburger Klinik verschwanden Ende Juli insgesamt 18 medizinische Geräte – auch hier größtenteils Endoskope. Der Schaden: rund 370.000 Euro. Um an die Technik heranzukommen, brachen die Täter die Tür zur Endoskopie-Abteilung auf.

Wichtige Operationen hätten wegen des Diebstahls zwar nicht verschoben werden müssen, berichtet Kliniksprecherin Stefanie Mohr. «Ebenso konnten Notfallpatienten und stationäre Patienten behandelt werden. Wir mussten jedoch Termine für geplante endoskopische Untersuchungen kurzfristig absagen.“

Der Schwerpunkt der Taten liegt in Nordrhein-Westfalen. Dort schlugen die Diebe in den vergangenen Monaten unter anderem in Bergisch-Gladbach, Bad Berleburg, Gelsenkirchen, Hagen, Düsseldorf und zweimal in Recklinghausen zu. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt in den Recklinghausener Fällen – hat aber keine „vernünftigen Spuren“, wie Sprecher Christian Kuhnert sagt. Klar sei: „Es ist sicherlich eine Form der organisierten Kriminalität.“ Der Diebstahl solcher Spezialgeräte mache nur Sinn, wenn die Absatzwege klar seien. Die Ermittler tappen allerdings meist noch im Dunkeln, wer die Auftraggeber und Abnehmer sind.

In Frankfurt am Main konnten immerhin vor einiger Zeit Täter gefasst und zu Haftstrafen verurteilt werden. So gerieten auch einige Hintergründe ans Licht: Das Trio aus Kolumbien hatte in zwei Krankenhäusern der Mainmetropole Endoskope im Wert von 90.000 Euro gestohlen, die den Ermittlungen zufolge von Betreibern sogenannter Hinterhofkliniken in dem südamerikanischen Land bestellt worden waren.

Die Krankenhäuser müssen nun über mehr Diebstahlschutz nachdenken, wobei dieser in den Kliniken nicht ganz einfach ist: Man könne sie wegen des Publikumsverkehrs durch Patienten und Besucher nicht komplett abschotten, wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft dazu mitteilt.

Die Kliniken sicherten natürlich ihre schützenswerten Bereiche, doch „Krankenhäuser sind, wie alle anderen Bereiche auch, nicht vor Dieben geschützt“. Also wird auf Prävention gesetzt. Mitarbeiter sollen für das Problem sensibilisiert werden und die Krankenhäuser nach Möglichkeit neue Technik wie Kameras, Bewegungsmelder oder Alarmanlagen installieren.

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