Kriminalität

Bewaffneter Rezeptfälscher gestoppt

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Berlin -

Die Polizei im nordrhein-westfälischen Brilon konnte am Freitag einen mutmaßlichen Rezeptfälscher festnehmen. Neben Blanko-Rezepten stellten die Beamten zwei Schusswaffen sicher. Eine davon hatte der Mann bei sich. Der 42-Jährige trug außerdem eine schusssichere Weste. Weil die Mitarbeiterin der Markt-Apotheke in Olsberg von einer Kollegin aus Brilon gewarnt wurde, konnte sie rechtzeitig die Polizei alarmieren.

Bevor sich der mutmaßliche Rezeptfälscher auf den Weg nach Olsberg gemacht hatte, steuerte er zunächst eine Apotheke im benachbarten Brilon an. Dort rief er wenige Minuten vor Feierabend an und fragte, ob die Apotheke Pantoprazol und zwei Packungen Lormetazepam vorrätig hätte, erzählt die Inhaberin. Der Mann habe berichtet, dass er sich etwas verspäte und erst nach Geschäftsschluss vor Ort sein könne. „Die Tatsache, dass er aus Neuenrade nach Brilon kommt, um seine Rezepte einzulösen, kam mir etwas komisch vor." Deshalb habe sie beschlossen, den Mann durch die Notdienstklappe zu bedienen und nicht in die Offizin zu lassen.

Als der mutmaßliche Rezeptfälscher vor der Apotheke stand, habe sie ihm nur eine Packung Lormetazepam und Pantoprazol abgegeben. Zwar habe der Mann darauf bestanden, auch die zweite Packung zu bekommen, sei aber nicht aggressiv gewesen, als sie dies unter Vorwand abgelehnt hat. „Als er bezahlte, fiel mir auf, dass er in seiner Brusttasche bereits eine Packung Lormetazepam hatte“, berichtet die Pharmazeutin. „Da schrillten die Alarmglocken endgültig ganz laut.“

Sie habe den Mann beobachtet, als dieser sich in sein Auto setzte und sofort zu telefonieren begann. „Da kam mir schon der Gedanke, dass er nun in die nächste Apotheke fährt, um die zweite Packung doch noch zu bekommen.“ Deshalb hat die Apothekerin nachgeschaut, welche Apotheke Notdienst hat, und die diensthabende Kollegin in der Markt-Apotheke in Olsberg kontaktiert. „Es stellte sich heraus, dass er dort bereits angerufen und nach Lormetazepam gefragt hatte“, sagt sie. Gemeinsam hätten sie sich darauf geeinigt, die Polizei zu verständigen.

Als der Mann bei der Markt-Apotheke ankam, wartete dort die Polizei bereits auf ihn. Der 42-jährige Beschuldigte wurde vor Ort durchsucht. Hierbei entdeckten die Beamten „eine kleinkalibrige Pistole“. Außerdem trug der Mann nach Angaben der Polizei eine schusssichere Weste. Zeugen hätten den Mann auch vor Eintreffen der Polizei in einem Auto gesehen. Er habe beinahe einen Unfall gebaut, da er über einen Gehweg gefahren sei und fast eine Radfahrerin angefahren hätte.

Auch das Auto des Rezeptfälschers durchsuchte die Polizei. Das vordere Kennzeichen des Mannes befand sich demnach im Fahrzeug und das Kennzeichen auf der Umweltplakette und der Strichcode der Mietfirma seien geschwärzt gewesen. Die Beamten konnten „Blanko-Rezepte und eine Vielzahl von anderen Rezepten“ finden. Außerdem habe sich im Wagen eine weitere Waffe befunden. Rezepte, Arzneimittel und Waffen wurden sichergestellt. Eine Blutprobe wegen „des Verdachts auf Fahrens unter Einwirkung von berauschenden Mitteln wurde ebenfalls entnommen“, teilte die Polizei mit. Zwar wurde gegen den mutmaßlichen Rezeptfälscher ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, er befindet sich aber wieder auf freiem Fuß.

Davon sind die Apothekerinnen wenig begeistert. „Lustig finde ich nicht, dass der Mann, der hier vor wenigen Tagen mit Schusswaffen und einer schusssicheren Weste aufgetaucht ist, wieder frei herumläuft“, kritisiert die Apothekerin aus Brilon. „Wir alle stehen schließlich hier noch mit unserem Namen und Adresse im Telefonbuch.“ Die Kollegin von der Markt-Apotheke sei dem Mann sogar bereits am Tag nach dem Vorfall in Olsberg begegnet. „Da ist einem schon sehr mulmig zumute“.

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