Anschlag auf Apotheke Franziska Gerhardt, 06.03.2014 15:14 Uhr
Als er zur Arbeit kommt, erwartet Andreas Kersten eine böse Überraschung: Die Schaufensterscheiben seiner Undine-Apotheke in Berlin-Neukölln sind fast vollständig mit roter Farbe zugeschmiert. Vermutlicher Grund für den Farbanschlag: Kersten weigert sich, in seiner Apotheke die „Pille danach“ abzugeben. Er ist gläubiger Katholik und lehnt das Präparat aus Gewissensgründen ab.
Die Farbe wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch verschmiert. „Ich weiß nicht genau, wie hoch der Schaden ist und ob die Versicherung einspringt“, sagt der Apotheker. Er hat bereits Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Die Täter oder die Täterinnen haben weitere Spuren hinterlassen: Auf den Scheiben der Apotheke kleben Plakate, die zur Teilnahme an einem „Frauenkampftag“ aufrufen. Am Bahnhof Gesundbrunnen soll am Samstag zum Internationalen Frauentag eine Demonstration für die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen stattfinden. Veranstalter ist der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband (Die Linke.SDS).
Geschäftsführerin Kerstin Wolter stellt klar, dass der Anschlag auf die Apotheke nicht von ihrem Bündnis geplant worden sei. Die Plakate stünden zur freien Verfügung, jeder könne sie verwenden. Eine kostenlose und rezeptfreie Vergabe der Pille danach sei jedoch eine wichtige Forderung für die Selbstbestimmung der Frau über ihren eigenen Körper, heißt in einer Stellungnahme.
Der Anschlag auf Kerstens Apotheke war nicht der erste dieser Art. „So etwas ist in den vergangenen Jahren schon mehrmals passiert, manchmal mit Farbe, manchmal wurden auch die Scheiben eingeschlagen“, sagt der Pharmazeut, der seit rund zehn Jahren weder Notfallkontrazeptiva noch Spiralen abgibt.
Einmal bekannte sich eine Protestgruppe im Internet zu einem der Anschläge: Die Apotheke vertrete ein verschärftes Bild einer patriarchalischen Gesellschaft. Bei Kondomen und Kontrazeptiva lege der Apothekenbesitzer „einen Zettel mit fundamentalistisch religiösen Texten“ bei. Diese richteten sich gegen die Selbstbestimmung der Frau und appellierten an die von ihnen erwartete gesellschaftliche Rolle.