Todschlagsverdacht

Krebsärztin vor Gericht

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Gut sechseinhalb Jahre nach dem Entzug ihrer Zulassung muss sich eine Krebsärztin erneut wegen achtfachen Totschlags vor Gericht verantworten. Der Prozess werde am 20. Oktober neu aufgerollt, teilte das Landgericht Hannover mit. Die Internistin soll Patienten mit hohen Dosen Morphin und Diazepam in der Paracelsus-Klinik in Langenhagen getötet haben.

Im ersten Prozessanlauf hatte die Angeklagte die Vorwürfe zurückgewiesen und von Sterbebegleitung gesprochen. Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft die Ärztin in fünf weiteren Fällen wegen Totschlags angeklagt. Das Gericht habe diese Anklagen aber noch nicht zugelassen, sagte ein Sprecher des Landgerichts.

Das Verfahren gegen die 59 Jahre alte Medizinerin war im August 2008 nach fast zwei Dutzend Verhandlungstagen ohne Urteil geplatzt, weil ein Richter erkrankte. Für die Neuansetzung will das Landgericht deshalb einen Ergänzungsrichter und zwei Ergänzungsschöffen einsetzen.

Der erste Prozess war vor allem von einem Gutachter-Streit geprägt. Nach Einschätzung eines Experten der Anklagebehörde hatte die Ärztin ohne klare Grundlage Patienten mit Morphinspritzen zu einem schnelleren Tod verholfen. So habe die Krebsärztin bei einer Rentnerin die Therapie mit lebensnotwendigen Medikamenten abgebrochen und ohne eindeutig erklärliche Gründe Morphium verabreichen lassen. Beides zusammen soll zum vorzeitigen Tod der Patientin geführt haben.

Der Gutachter der Verteidigung hatte die Ärztin dagegen entlastet. Demnach habe die Klinikärztin keine Fehler bei Diagnose und Behandlung gemacht. Auch die Verordnung von Diazepam und Morphin habe nicht zum Tod der alten Frau geführt.

Der Verdacht gegen die Ärztin war aufgekommen, als einer Krankenkasse der hohe Morphin- Verbrauch auffiel. Insgesamt 87 Fälle ließ die Staatsanwaltschaft überprüfen. Krankenakten wurden ausgewertet und auch Leichen ehemaliger Patienten exhumiert und untersucht.

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