Zum Jahrestag des Lunapharm-Skandals hat PR-Berater Klaus Kocks zu einem Treffen eingeladen. Herausgekommen ist über weite Strecke ein Streitgespräch zwischen Geschäftsführerin Susanne Krautz-Zeitel und zwei Redakteuren des ARD-Magazins Kontraste. Der Wahrheitsfindung diente das nicht, was wenig überraschend war. Von der Lunapharm-Inhaberin gab es eine Botschaft: Ich bin unschuldig.
Zu Auftakt des Pressegesprächs zitierte Krautz-Zeitel aus ihrer ersten schriftlichen Erklärung nach dem ersten Kontraste-Bericht. „Das kann ich heute wieder so vorlesen, als hätte ich das gestern geschrieben.“ Auch rückblickend kann die Lunapharm-Inhaberin nicht nachvollziehen, wie sich die Dinge seit einem Jahr entwickelt haben.
„Alles war so wie, es sein musste“, beteuerte Krautz-Zeitel ihre Unschuld. „Jedes Arzneimittel kann ich meiner Tochter, meiner Mutter oder mir selbst geben, dafür lege ich meine Hände ins Feuer.“ Der einzige offene Punkt für die Lunapharm-Inhaberin ist und bleibt, ob sie von der Athener Apotheke rein rechtlich gesehen, Arzneimittel hätte beziehen dürfen oder nicht. Alle anderen, in mehreren Kontraste-Berichten erhobenen Vorwürfe, weist sie zurück.
Sie habe sich seit dem ersten ARD-Bericht immer wieder gefragt: „Was wollen die alle.“ Sie habe für alle gehandelten Arzneimittel über die erforderlichen Genehmigungen verfügt, versicherte sie mehrfach. Seit 30 Jahren sei sie in der Branche aktiv, in einer „ungewöhnlichen“ Nische wie sie zugibt mit ökonomisch interessanten Gewinnspannen.
Ihr Ruf sei jetzt zerstört, das Unternehmen am Boden: Statt wie früher 2,5 Millionen Euro Umsatz pro Monat mache sie jetzt noch 500 Euro. Selbst der Handel mit Kosmetik und Gesundheitsprodukten sei ihr untersagt. „Meine Kunden kauften bei mir, weil sie mir vertrauten, sie haben meinen Namen kaputt gemacht.“
Warum sie erst jetzt in die Öffentlichkeit geht, begründet Krautz-Zeitel so: „Ich hatte bis zuletzt die Hoffnung, dass sich das irgendwie klärt.“ Da tat es aber nicht. Jetzt lief die Frist für die Staatshaftung ab, deshalb wurde geklagt und der Schritt in die Öffentlichkeit getan.
Auch weil „der Laden am Boden ist, wollen wir das Geld“, so PR-Berater Kocks auf eine hartnäckige Frage der beiden Kontraste-Redakteure, die immer wieder aus verschieden Dokumenten zitieren und ihre Recherchen verteidigen. Der Wahrheit näher kam erwartungsgemäß auch der Pressetermin nicht. Gegen den RBB läuft eine Schadensersatzklage, gegen das Land Brandenburg und die Staatsanwaltschaft wegen der Beschlagnahme ihrer Arzneimittel auch. Auf 70 Millionen Euro summiert sich die Forderung. 2018 hatte Lunapharm zuletzt einen Umsatz von 30 Millionen erwirtschaftet.
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