Öko-Test

Kassentest warnt vor Kassentests

, Uhr
Berlin -

Im neuen Krankenkassen-Vergleich kritisiert das Magazin Öko-Test die unübersichtliche Vielfalt von Gütesiegeln. Die Vermarktung von Testsieger-Labeln für Krankenkassen sei ein lukratives Geschäft, an dem viele teilhaben wollten, so das Verbrauchermagazin. Die Suche nach der besten Kasse für die eigenen Bedürfnisse mache das schwierig. Öko-Test selbst bewertete 95 Krankenkassen anhand der Leistungen für ambulante Kuren, FSME-, HPV- und Influenza-Impfungen, Haushaltshilfen, Yogakurse und Zahnreinigung. „Keine Kasse bietet Höchstleistungen für alle Versicherten“, schreiben die Tester.

So machten sie bei der Zahnreinigung deutliche Unterschiede aus. Die Leistung von 22 Kassen bewerteten sie mit „hoch“, das heißt, die Kassen zahlen mehr als 100 Euro im Jahr. Viele Kassen würden Zahlungen aber nur auf Umwegen über Bonusprogramme leisten, in den Augen der Tester eine „stärker eingeschränkte Leistung“. Yogakurse, die nicht von den Kassen selbst angeboten wurden, übernahmen dagegen alle Kassen, sechs von ihnen zahlten sogar mehr als 400 Euro im Jahr.

Bei der Übernahme von Haushaltshilfen bescheinigte Öko-Test 38 Kassen eine „hohe Leistung“, weil sie länger als vier Wochen zahlen. Bei ambulanten Kuren geizen „die Großen“, so Öko-Test: Marktüblich seien 273 Euro, also drei Wochen lang 13 Euro Zuschuss am Tag. Die Tester bewerteten aber schon Kassenleistungen ab 180 Euro mit „hoch“. Weder die Barmer GEK noch die DAK erreichten diese Bewertung.

Beim Thema HPV-Impfungen appellierte das Magazin an 31 Kassen, die den HPV-Schutz für ältere Frauen nicht zahlen, „noch einmal über ihre gesellschaftliche Aufgabe“ nachzudenken. Die FSMA-Impfung zahlen 44 Kassen bundesweit, anstatt nur in den ausgewiesenen Risikogebieten.

Laut Öko-Test ist es schwer, die wirkliche Leistung einer Krankenkasse zu erfahren. Immer wieder würden Kassen versuchen, ihre Leistungen für ein gutes Ranking „aufzuplustern“. Auch warnten die Tester vor den zahlreichen Siegeln verschiedenster Anbieter. So böten etwa die Kölner ServiceValue, das Deutsche Institut für Service Qualität (Disq), der TÜV, das Deutsche Finanz-Service-Institut (DFSI), Focus Money, die Zeitschrift Euro, die YoungBrandAuwards oder das Portal www.ausgezeichnet.org Siegel für unterschiedlichste Merkmale und Kassen an.

Testergebnisse stünden oft auf wackeligen Beinen, viele Tester würden ihre Ergebnisse aber auch verbreiten, wenn sie wüssten, dass die Tests im Grunde nutzlos seien. Zudem werde krampfhaft nach immer neuen Testsiegern gesucht. Nicht immer könne der Verbraucher dabei leicht nachvollziehen, wie relevant der Test sei. So habe Focus Money der AOK Baden-Württemberg den Titel verliehen: „Doktors Liebling unter den regional geöffneten Kassen, die mehr als zwei Millionen Mitglieder haben“. Von den 132 Kassen in Deutschland treffe das aber nur auf sieben zu.

Auch gebe es den Verdacht der Bestechung: So habe Focus Money im vergangenen Jahr einem Direktversicherer fünf Siegel für den Preis von 22.500 Euro geboten und das Disq habe von einem Rentenversicherer bis zu 16.500 Euro für ein Jahr verlangt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Zwischen 0,4 und 1,9 Prozentpunkten
Mehrheit der Kassen erhöht Beitrag
Engpasspauschale pro Zeile
Abgaberangfolge gilt auch bei Engpass

APOTHEKE ADHOC Debatte