Wieder Darmkeim-Infektionen an Charité dpa/APOTHEKE ADHOC, 27.02.2013 08:58 Uhr
An der Berliner Charité haben sich Schwerkranke mit hoch resistenten Darmkeimen angesteckt, gegen die kaum ein Antibiotikum hilft. „Auf einer Intensivstation des Virchow-Klinikums sind derzeit drei Patienten infiziert, zwei weitere besiedelt“, berichtete der Ärztliche Direktor der Charité, Professor Dr. Ulrich Frei. Im Februar war eine schwerstkranke Frau gestorben, die die Carbapenemase-bildende Bakterien der Art Klebsiella pneumoniae (KPC) im Blut hatte. Frei zufolge lag die Ursache jedoch in ihrer Krebserkrankung.
Der Zustand der drei infizierten Patienten sei im Moment noch kritisch, ergänzte Professor Dr. Steffen Weber-Carstens von der Klinikleitung. „Aber wir gehen davon aus, dass die Mehrheit von ihnen überlebt.“ Derzeit werden infizierte und Keim-besiedelte Patienten getrennt voneinander in isolierten Bereichen behandelt und in Einzelpflege betreut.
Der entdeckte Bakterien-Stamm entwickelt ein Enzym, das ihn gegen Antibiotika der Gruppe der Carbapeneme resistent macht. Diese werden sonst als Notfall-Medikamente gegen Erreger eingesetzt, die bereits gegen andere Antibiotika resistent sind. „Wir nehmen den Ausbruch mit diesem Keim sehr ernst, weil er wegen der eingeschränkten Behandlungsmöglichkeit und der zunehmenden Verbreitung in Europa eine Herausforderung für die Intensivmedizin in Zukunft darstellt“, sagte Frei.KPC ist vor allen in den Ländern Südeuropas, speziell in Griechenland, ein Problem. Dort ist etwa die Hälfte der Bevölkerung mit dem Keim besiedelt. Grund dafür ist vor allem die Tatsache, dass Antibiotika dort frei käuflich sind und viel zu häufig sowie falsch dosiert genommen werden. Das erleichtert die Bildung resistenter Keime. Bislang gibt es aber keine Hinweise darauf, dass der Erreger von außerhalb Deutschlands nach Berlin gelangte.
An der Uniklinik in Leipzig hatte es von 2010 bis 2012 eine lange Erkrankungsserie mit KPC gegeben, in deren Verlauf 30 Menschen starben. Der Darmkeim ist für gesunde Menschen unproblematisch. Gelangt er jedoch in die Blutbahn, kann er bei immungeschwächten Menschen zu schweren Infektionen wie Lungenentzündungen führen.