Zahlreiche Krankenhäuser operieren nach einer Studie der Universität Witten/Herdecke ohne die nötige Routine für komplizierte Eingriffe. Kliniken müssen zum Beispiel pro Jahr mindestens zehn aufwendige Speiseröhren-OPs machen, um eine entsprechende Spezialisierung vorweisen zu können. Laut Studie wurde diese Schwelle allerdings nur von knapp der Hälfte der Kliniken erreicht, die diesen Eingriff durchführen.
Die Universität hat für die Erhebung Berichte von fast 2000 Kliniken in den Jahren 2004, 2006, 2008 und 2010 ausgewertet. Es wurde überprüft, wie häufig bestimmte komplexe Eingriffe sind, für die Mindestzahlen wie etwa bei der Speiseröhren-OP gelten.
Auch aufwendige Bauchspeicheldrüsen-Eingriffe hätten 30 Prozent der Krankenhäuser zu selten durchgeführt, um die Mindestvorgaben zu erfüllen. „Je nach Operation werden damit bis zu 15 Prozent der Patienten in Krankenhäusern behandelt, die die Vorgaben nicht einhalten“, sagte Dr. Werner de Cruppé, einer der Studienautoren vom Lehrstuhl für Gesundheitssystemforschung.
Um angemessene Versorgungsqualität zu gewährleisten, gelten für sieben besonders komplexe Operationen Mindestfallzahlen. Zuletzt war auch die Versorgung von Frühgeborenen unter einem Geburtsgewicht von 1250 Gramm in den Katalog aufgenommen worden. Daten dazu sind in der Studie allerdings noch nicht erfasst.
Die Mindestmengenverordnung habe bislang nichts gebracht, kritisierte die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Die Bundesregierung müsse Sorge dafür tragen, dass die Verordnung kein Papiertiger bleibe, betonte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Nur Routine bringe den Patienten Sicherheit. „Wer die Standards nicht erreicht, darf auch kein Geld bekommen“, forderte er als Konsequenz.
Auch bei der Stammzellentransplantation und dem Einsatz künstlicher Kniegelenke blieben Krankenhäuser laut Studie hinter den Mindestzahlen zurück. Bei Leber- und Nierentransplantationen verstießen nur einzelne Krankenhäuser gegen die Vorgaben.
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