Konter-Kampagne: Zwei Inhaberinnen gegen DocMorris Carolin Ciulli, 15.10.2024 09:43 Uhr
Im nordrhein-westfälischen Grefrath haben sich die Marien- und die Hubertus-Apotheke gegen den Versandhandel verbündet. Beide Inhaberinnen sind auf einem Plakat zu sehen – die Aktion ist ihr Gegenentwurf zur deutschlandweiten Plakatierung von DocMorris. Die Kampagne richte sich gegen den Versand von E-Rezepten an den Versandhandel, sagt Ines Anne Gerhardus.
Finaler Auslöser seien die deutschlandweiten Plakate von DocMorris vor Apotheken gewesen. Die beiden Betriebe verbinde ein sehr guter, partnerschaftlicher und kollegialer Zusammenhalt, sagt Gerhardus. Die Kampagne an sich sei bereits vor zwei Jahren konzipiert worden. „Wir erwarteten schon damals einen nahezu ‚perfekten Sturm‘ aus Kostensteigerungen oder Inflation bei zementierten Rezeptgebühren, dramatischem Personalmangel und aggressivem Werben der niederländischen Versandhändler um das neue E-Rezept, also um die letzte ‚Bastion‘ der öffentlichen Apotheken.“ Dann sei der Start des E-Rezepts mehrfach verschoben worden und damit auch die Kampagne.
Jetzt sei sie die „direkte Antwort“ auf das, was DocMorris und Shop Apotheke derzeit lieferten: „Bis Dezember plakatieren wir die ganz großen Werbeflächen in Grefrath, Vinkrath, Mülhausen und Oedt mit eigenen Motiven.“ Ein Plakat zeigt Gerhardus mit ihrer Kollegin Alice von Laguna und dem Slogan „Lassen Sie die Kirche im Dorf und Ihr E-Rezept bei uns!“. Beide seien ortsbekannt und die Plakate würden daher große Aufmerksamkeit erregen und Diskussionen auslösen.
Authentisch statt „schnieke“
Auf dem nächsten Motiv werde mit zehn Argumenten erklärt, warum das E-Rezept „ins Dorf“ – also in die Vor-Ort-Apotheke gehöre. „Sicherlich sind die beiden Plakate nicht schnieke und hochglanz“, sagt Gerhardus. „Aber das brauchen und sollen sie auch gar nicht sein: Sie sind nah, lokal, authentisch und persönlich.“ Das spreche die Menschen an. Und genau das soll erreicht werden: „Wir wollen aufmerksam machen auf das, was da passiert und unter Umständen verloren geht.“
Das Thema sei komplex und müsse vermittelt werden. „Aber eben nicht zentral ‚von oben herab‘ mit bundesweiten Kampagnen, sondern lokal und nah den Menschen.“ Auch bei Social Media wird für die Vor-Ort-Apotheke geworben. „Wir bekommen unheimlich viel Zustimmung“, sagt Gerhardus. Eine Userin habe geschrieben: „‚Wenn du krank bist, hilft Shop Apotheke dir gar nix!‘ Genau – das ist es, was wir meinen.“ Weitere flankierende Aktionen seien geplant. Gerhardus würde sich freuen, wenn andere Inhaberinnen oder Inhaber die Aktion aufgriffen.