Behandlungsfehler

Verdacht: Arzt setzt falsche Herzklappen dpa, 05.11.2013 18:05 Uhr

Berlin - 

An einer umstrittenen Herzklinik in Konstanz sind nach ersten

Ermittlungen bei 47 Patienten Herzklappen eingesetzt worden, die in

Deutschland nicht zugelassen sind. Die betroffenen Patienten seien am

Dienstag persönlich von Polizisten informiert worden, teilten Polizei

und Staatsanwaltschaft mit. Die Behörden ermitteln gegen den 53-jährigen

Chefarzt der Herzchirurgie im Herz-Zentrum Bodensee.

Der Verdächtige soll zwischen März 2008 und Februar 2011 bei Operationen Herzklappen aus Tschechien eingesetzt haben, für die eine in Deutschland nötige Genehmigung fehlte. Das Fehlen der Zulassung bedeute zwar nicht automatisch, dass die Herzklappen minderwertig oder mit gesundheitlichen Risiken verbunden seien. Trotzdem sollten sich die betroffenen Patienten bei Fragen an ihren Hausarzt oder an das Gesundheitsamt in Konstanz wenden, teilten die Ermittler mit.

Baden-Württembergs Gesundheitsministerin Katrin Altpeter (SPD) forderte die Krankenkassen zu harten Konsequenzen auf. Sie müssten prüfen, ob Kassenpatienten am Herzzentrum Bodensee überhaupt noch behandelt werden könnten, schrieb Altpeter an die Kassen.

Der Klinik wird auch vorgeworfen, Ärzte trotz fehlender Zulassung eingesetzt und Medizinprodukte wie Stents zu überhöhten Preisen abgerechnet zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Monaten gegen Verantwortliche und Ärzte des Herzzentrums – unter anderem wegen Körperverletzung.

„Im Raum stehen massive Vorwürfe, die erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit der Klinikverantwortlichen aufkommen lassen“, betonte Altpeter. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, sei die Zuverlässigkeit, die man von einer Klinik erwarten müsse, nicht mehr gewährleistet. Ihr Sprecher ergänzte, in der Vergangenheit seien immer wieder ähnliche Vorwürfe erhoben worden. „Da muss man schnell handeln, damit nicht weiter Schindluder mit den Interessen der Patienten getrieben wird.“