Hilfsmittel-Abrechnung

Kompressionsstrümpfe: „Apotheken verkaufen sich unter Wert“ Sandra Piontek, 17.09.2024 12:09 Uhr

Die Anmessung von Kompressionsstrümpfen gehört in vielen Apotheken zu den wöchentlichen Aufgaben. Foto: HENADZY-stock.adobe.com
Berlin - 

Kompressionsstrümpfe werden zwar häufig verordnet, sind aber schon lange kein lukratives Geschäft mehr: „Mit der Anmessung verdiene ich im Prinzip nichts, aber die Menschen benötigen diesen Service“, so ein Inhaber. Was ihn besonders ärgert: „Im Sanitätshaus müssen Patienten deutlich mehr bezahlen als bei uns.“

Apotheken vor Ort verdienen mit einer Kompressionsstrumpfanmessung im Prinzip nichts. Dennoch werden diese häufig verordnet. Passen die Maße des Patienten oder der Patientin nicht in die Norm, muss eine Maßanfertigung einer entsprechenden Firma erfolgen. „Ich hatte erst kürzlich eine Kundin, die ich mit Strümpfen per Maß versorgen wollte“, berichtet ein Apotheker. „Nach der Berechnung fielen für die Patientin Mehrkosten von 5 Euro an. Das kam mir sehr wenig vor.“ Denn: „Vergleicht man die Preise im Sanitätshaus mit unseren, fällt einem der große Unterschied sofort ins Auge“, so der Inhaber.

„Im Sanitätshaus bezahlen Patienten schnell bis zu 60 Euro.“ In der Apotheke müsse er eine derart hohe Zahlung meistens erklären: „Die Menschen sind solche hohen Mehrkosten nicht gewohnt. Wenn es aber ein besseres Material, mehr Farbauswahl und qualtitativ hochwertigere Haftbänder sein sollen als bei dem Kassenmodell, dann kostet es eben auch mehr“, erklärt er.

Man müsse das aber dem Kunden gegenüber entsprechend darlegen, denn „unter Wert will man sich auch nicht verkaufen“, so der Inhaber. „Ich vergleiche das gern mit Autos. Die Krankenkasse zahlt den Golf, wenn es aber der Porsche sein soll, muss der Kunde tiefer in die Tasche greifen“, so der Apotheker.

Das Problem: „Viele Apotheker und Apothekerinnen trauen sich meines Erachtens nicht, den Patienten hohe Mehrkosten in Rechnung zu stellen. Die Kompressionsstrümpfe unterliegen Festbeträgen, diese drucke ich auf das Rezept zur Abrechnung, den Rest muss ich mir vom Patienten holen, dass aber gut kommunizieren.“ Erläutere er die bessere Qualität und den entsprechenden Aufwand, seien die meisten seiner Kunden bereit, mehr zu zahlen.