Komasaufen in Berlin: Weniger Teenager registriert dpa, 19.11.2018 08:13 Uhr
Trinken bis zur Bewusstlosigkeit: Wenn Kinder und Jugendliche zur Flasche greifen, können sie die Folgen oft nicht abschätzen. Experten sehen aber insgesamt einen rückläufigen Trend.
Eigentlich dürften sie noch weder Bier noch Schnaps kaufen: 34 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sind im vergangenen Jahr mit Alkoholvergiftungen in Berliner Krankenhäuser eingeliefert worden. Darunter waren 21 Mädchen, wie aus einer Statistik des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg hervorgeht. Insgesamt lag die Zahl der erfassten Rauschtrinker unter 25 Jahren bei 422, davon waren 236 zwischen 10 und 19 Jahre alt.
„Jede Alkoholvergiftung eines Kindes oder Jugendlichen ist eine zu viel“, erklärte Volker Röttsches von der Krankenkasse DAK-Gesundheit in Berlin. Insgesamt sei die Entwicklung bei jugendlichen Komasäufern in der Hauptstadt aber seit mehreren Jahren rückläufig – in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen betrage er im Vergleich zu 2016 rund neun Prozent. In Brandenburg hingegen stagnierten die Zahlen nach Angaben der Kasse auf hohem Niveau.
Während Berliner Mädchen in der Altersgruppe unter 15 noch in der Mehrzahl sind, kehrt sich das Geschlechterverhältnis unter den Eingelieferten mit dem Alter um. Ab 15 Jahren überwiegt der Jungs-Anteil bei den Rauschtrinkern, mit Anfang 20 ist die Zahl der betroffenen Männer dann nahezu doppelt so hoch wie bei den Altersgenossinnen.
Ein durch die Polizei publik gewordener Fall vom Sommer 2017 zeigte, dass wohl auch Verstöße beim Alkoholverkauf Komasaufen ermöglichen: Nachdem eine 13-Jährige beim Wodka-Trinken nahe dem Alexanderplatz bewusstlos geworden war, gaben ihre zwei gleichaltrigen Freundinnen an, sie hätten die Flasche in einem Spätkauf unter Angabe ihres wahren Alters gekauft. Die beiden Mädchen konnten sich laut Polizei selbst kaum mehr auf den Beinen halten, ihre nicht mehr ansprechbare Freundin kam auf eine Intensivstation. Gegen den Spätkauf sollte ermittelt werden.
Noch nicht in der Statistik enthalten waren etwaige Fälle von Kindern und Jugendlichen, die in anderen Bundesländern über die Stränge schlugen, zum Beispiel auf Klassenfahrten. Im vergangenen Jahr waren bundesweit 300 Kinder und Jugendliche aus Berlin wegen Alkoholmissbrauchs in Kliniken registriert worden.
Die DAK-Gesundheit plant für 2019 zum zehnten Mal die Aufklärungskampagne „Bunt statt blau“ an Schulen. Schirmherrin ist Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD).