Kollektives Christbaumschmücken für Kinder Torsten Bless, 14.12.2017 13:21 Uhr
Jedes Jahr zum zweiten Advent tragen die kleinen und großen Bewohner von Bünde ihre Christbaumkugeln oder Sterne zum Weihnachtsbaum vor der Punkt-Apotheke von Reinhard Rokitta. Die hier gesammelten Spenden kommen einem guten Zweck zugute.
Das Bünder Christbaum-Schmucking nahm 2013 mit einem großen Ärgernis seinen Lauf. Jeder Einzelhändler im Handelsverband der westfälischen Mittelstadt hatte sich wie zur Vorweihnachtszeit üblich einen Baum vor das Geschäft gestellt. „Nach einer Woche war unser Exemplar mitsamt Schmuck verschwunden“, erinnert sich Rokitta. Eine Fahndung auf Facebook blieb erfolglos. Doch ein Freund stiftete einen neuen Baum, die Recyclingbörse Bünde steuerte den Grundstock für eine neue Weihnachtsdekoration bei.
Rokitta kam auf die Idee, die örtliche Bevölkerung mit einzubeziehen. Am Freitag vor jedem zweiten Advent können die kleinen und großen Bünder seitdem die Tanne mit ihrem ganz individuellen Accessoire verzieren. Vor vier Jahren noch klein gestartet, entwickelte sich die Aktion zu einem gesellschaftlichen Ereignis in der besinnlichen Jahreszeit.
Auch das von einem professionellen Moderator begleitete Programm des zweistündigen Events wurde immer ausgefeilter. „Seit drei Jahren spielt ein Freund von mir den Weihnachtsmann, er hat einen langen Naturbart, an dem die Kinder beim Wünschen zupfen können“, erzählt der Organisator. „In diesem Jahr hatten wir den örtlichen Hundesportpark mit einer Trickdog-Vorführung dabei.“
Parallel dazu wird für den guten Zweck gesammelt. Das Geld geht an Institutionen aus der Region, den Betrag rundet der Apotheker auf. „Es ist mir wichtig, dass das Geld hier vor Ort bleibt“, betont Rokitta. „So können auch meine Kunden nachvollziehen, was damit geschieht.“ Im letzten Jahr kamen 1800 Euro für die Kinderhilfsorganisation Hammer Forum zusammen.
Der Förderverein des Kindergartens am Markt freut sich 2017 über die Einkünfte. Derzeit steht der Zähler bei 1213,97 Euro, davon 245,74 Euro aus der Straßensammlung. Bis zum 31. Dezember kann der Betrag noch weiter aufgestockt werden, etwa durch milde Gaben in der bereitstehenden Spendendose oder den Kauf der Bünde-Tasche. Zum Dauerbrenner unter den Wichtelgeschenken hat sich „Reinhards Weihnachts-CD“ gemausert. „Von IPA, einer Werbemittelfirma für Apotheken, haben wir vor Jahren Alben mit verschiedenen Chören bezogen, das Cover konnten wir dann individuell gestalten“, so Rokitta.
Auch der Weihnachtsbaum wird über die Feiertage hinaus stehen bleiben. „In den nächsten vier Wochen sehen wir zu, dass wir Scherben aufkehren, wenn Kugeln zu Bruch gehen, und Fehlendes aus unserem großen Bestand ersetzen“, so Rokitta. „Er muss immer top aussehen.“ Dafür könne das Team aus einem Fundus von mittlerweile fünf großen Kisten schöpfen.
Der Apotheker kennt sich mit der Region und seinen Menschen bestens aus. Er stammt aus dem benachbarten Herford. Er studierte in Bonn Pharmazie und arbeitete danach zunächst als Angestellter in der Fortuna-Apotheke in Köln. „In Bünde bin ich zum Gymnasium gegangen, als das Angebot kam, hier eine Apotheke zu gründen, hatte ich keine Berührungsängste, wieder in meine Heimatgegend zurückzukehren.“ Am 24. Oktober 1980 eröffnete Rokitta die Punkt-Apotheke. So lang es geht, will er noch weitermachen. „Es bleibt allerdings abzuwarten, was die Politik noch entscheidet.“
Als Vorstandsmitglied und Schatzmeister der Freien Apothekerschaft behält Rokitta sein Ohr am politischen Geschehen. Hoffnung setzt er bei den zwischen CDU/CSU und SPD anstehenden möglichen Koalitionsverhandlungen weniger auf die Parteiführungen. „Die Abgeordneten vor Ort sehen eher, was die Apotheken in ihrem Wahlkreis leisten und setzen sich für ihren Erhalt ein.“ Für den 18. Dezember hat er sich mit Stefan Schwartze verabredet, dem für den Kreis Herford zuständigen SPD-Fraktionsmitglied im Bundestag.
Ungemach drohe von Schwartzes Parteifreundin, der geschäftsführenden Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries, meint Rockitta: „Wenn das Gutachten aus dem Ministerium so umgesetzt wird, wie es gerade in den Medien durchsickert, dann können wir nur den Schlüssel umdrehen.“