Berchtesgadener Land: 100 Prozent Protestquote

Kollegen protestieren vor Notdienstapotheke

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Berlin -

Dr. Fabian Seibert, Apotheken-Inhaber in Teisendorf und Pressesprecher des Apothekerverbandes im Berchtesgadener Land, hat mit all seinen Kolleg:innen Kontakt aufgenommen, um eine Beteiligung zum bundesweiten Protestvorhaben zu bewerben. Mit Erfolg: Im Landkreis sind die Apotheken zu 100 Prozent dabei.

„Wir werden uns hier im Berchtesgadener Land an der bundesweiten Protestaktion geschlossen beteiligen. Das heißt, es sind wirklich alle Apotheken mit dabei, um ein klares Signal an die Bundesregierung zu senden“, so Seibert. Allen voran sorgt sich die Region um den Erhalt der Vor-Ort-Betriebe. „Wir erleben aktuell deutschlandweit ein enormes Apothekensterben. Dadurch wird die flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bevölkerung gefährdet. Hier in Bayern haben allein im ersten Quartal dieses Jahres mehr Apotheken geschlossen als jemals zuvor. Schon allein deshalb ist es so wichtig, jetzt endlich etwas zu unternehmen. Wir werden von der Bundesregierung ignoriert. Das darf nicht mehr sein. Es ist uns ein gemeinsames Anliegen, da jetzt den Punkt zu machen.“

Kundgebung vor der Notdienst-Apotheke

Am Protesttag hat, neben zwei weiteren Betrieben im Berchtesgadener Land, die Johannis-Apotheke in Ainring Notdienst. Inhaberin Rosemarie Bernauer erzählt, dass man sich sehr schnell zu einer gemeinsamen Aktion am 14. Juni einig war. „Innerhalb eines Tages war klar, dass sich alle Kolleg:innen hier bei uns treffen.“

Über 50 Teilnehmer:innen aus allen Betrieben werden in Apothekenkleidung kommen und gemeinsam protestieren. „Es ist uns wichtig, Einheit zu zeigen und klarzumachen, dass wir voll und ganz dahinterstehen.“ Man werde mit Plakaten und Handzetteln auf die Leute zugehen, diese über die Aktion informieren und die Wichtigkeit der Forderungen an die Bundesregierung begründen. Außerdem werde es eine Kundgebung geben.

Lieferschwierigkeiten, Honorarverlust und Personalmangel

Die Patient:innen sind im Zuge der verheerenden Lieferengpässe stark sensibilisiert worden und haben Verständnis für den Protest, berichtet Bernauer. „Klar, wir können viele Probleme für unsere Patient:innen lösen, aber das ist momentan natürlich immer mit einem immensen Aufwand verbunden. Das spüren die Menschen.“

Wenn die Inhaberin mit ihnen ins Gespräch über die aktuelle Situation kommt und erklärt, „dass man in den letzten 20 Jahren nur ein einziges Mal eine Honorarerhöhung bekommen hat, dann glaubt das erstmal niemand.“

Im Landkreis habe man zudem schon einige Schließungen erleben müssen, selbst die einer großen, renommierten Apotheke. „Sie musste zumachen, einfach weil sie kein Personal finden konnte. Den regionalbedingten Fachkräftemangel merken wir auch hier. Es gibt schlichtweg kaum Mitarbeiter:innen. Dabei ist es ein attraktiver Beruf, der eben auch so Spaß bereiten könnte, wenn nur die Bedingungen stimmen würden.“

„Zeigen, wofür wir stehen“

Seibert ist sich sicher: „Wenn man sich geschlossen an so einer Protestaktion beteiligt, zu der auch alle Apothekenmitarbeiter:innen zusammenkommen, zeigt das nochmal ganz klar, dass es sich um ein gemeinsames Anliegen handelt. Und das ist uns eben auch ganz wichtig: gemeinsam zu zeigen, wofür wir stehen. Da sind wir alle dabei. Und da muss jetzt auch seitens der Politik wirklich etwas passieren, sonst hört das Apothekensterben nicht auf.“

Hier im Landkreis ist eine große Kollegialität sichtbar, da schert keiner aus.

Die Kund:innen sollen selbstverständlich nicht hart getroffen und verärgert werden, indem sie plötzlich vor verschlossenen Türen stehen. Sie werden bereits ausführlich über den Protesttag informiert – das Verständnis sei da, der Rückhalt groß.

„Es ist für uns alle ein schwieriger Schritt, weil wir Apotheker:innen aus Überzeugung sind und für unsere Kund:innen und Patient:innen da sein wollen. Wir waren immer für alle da, sonntags, nachts, einfach immer. Und wir wollen auch nächstes Jahr noch für unsere Kund:innen da sein – das soll unsere Message an die Bundesregierung sein.“

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