Peelings können ein Pflegeerlebnis für Körper und Seele sein. Wer nicht nur auf sich, sondern auch auf die Umwelt achten will, sollte genauer auf die Zusammensetzung der Produkte schauen. Öko-Test hat mechanische Peelings aus der Apotheke, der Parfümerie und der Drogerie untersucht. Das Milde Körperpeeling von Avène schnitt nur mit „ausreichend“ ab. Der Hersteller Pierre Fabre zieht Konsequenzen.
In der Kritik stehen vor allem auf Erdöl basierende Kunststoffe. Öko-Test bemängelte beim Avène-Produkt den Polyethylen-Gehalt von etwa 10 Prozent, aus dem die Peeling-Körper sind. Rund elf Millionen PE-Partikel seien in einer Packung enthalten. Auch Polyethylenglykol (PEG) und Derivate sowie synthetische Polymere und der Umkarton wurden beanstandet.
PE sind synthetische Polymere in fester Form – kleine Plastikpartikel, die nach dem Peelen über das Abwasser in die Umwelt gelangen und diese belasten können. Die Kleinstpartikel können sich auf den Pflanzen oder dem Meeresgrund ablagern und binden dabei persistent toxische Stoffe an ihrer Oberfläche. Dies erhöht die Schadstoffbelastung der Meere. Werden Plastikpartikel von Fischen oder Vögeln gefressen, beeinträchtigen sie zudem das Verdauungssystem. Nanopartikel könnten sogar in die Zellen gelangen. Auch Muscheln und andere Meeresbewohner können belastet sein.
Laut Pierre Fabre ist PE gesundheitlich unbedenklich und weist keinerlei allergenes Potential auf. Beim Körperpeeling seien die einzelnen PE-Mikrokügelchen zusätzlich mit Jojobawachs ummantelt. Der Anteil von festen Kunststoffpartikeln aus kosmetischen Mitteln in den Gewässern sei in Relation zum Gesamteintrag von Kunststoffen sehr gering, so der Hersteller mit Verweis auf den Industrieverband für Körperpflege- und Waschmittel (IKW). Wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass sich beispielsweise in der Nordsee nur 0,1 bis 1,5 Prozent der vorhandenen Kunststoffmaterialien auf PE aus Kosmetika zurückführen ließen.
Dennoch sieht sich der Hersteller gegenüber Umwelt und Verbrauchern in der Pflicht. Alle Peelings würden noch im laufenden Jahr auf natürliche Abrasiva umgestellt. Zum Zeitpunkt und den künftigen Peeling-Körpern machte der Hersteller keine Aussage.
Acrylates Copolymer (AC) wird als Bindemittel eingesetzt. „Die Behauptung von Öko-Test, dass es zu den löslichen und nanogroßen Kunststoffpartikeln an verlässlichen Untersuchungen fehle, tritt auf den im Milden Körperpeeling verwendeten Inhaltsstoff nicht zu.“ Der Zusatz sei vom US-Industrieverband mit Unterstützung der FDA als sicher eingestuft worden und gar ein indirekter Lebensmittelzusatzstoff. „Die löslichen Kunststoffpartikel stellen somit kein Gesundheitsrisiko dar“, so der Hersteller.
PEG-Derivate sollen die Haut für Fremdstoffe durchlässig machen und werden von Öko-Test ebenfalls negativ bewertet: „Mit unseren Produkten werden keine Stoffe in die Haut geschleust, die in irgendeiner Form für die Gesundheit schädlich sein könnten.“ Pierre Fabre bezieht sich auf die Stellungnahme der Gesellschaft für Dermopharmazie: „Die Annahme einer penetrationsfördernden Wirkung von PEG-Verbindungen ist nicht sachgerecht.“ Der Hersteller gibt weiter an: „PEG haben niedrige Toxizitätswerte, werden seit Jahrzehnten in Kosmetika […] und sogar in Nahrungsmitteln verwendet.“
Umverpackungen sind für Öko-Test nur akzeptabel, wenn ein Glasgefäß geschützt werden muss. In anderen Fällen seien sie als Umweltsünde anzusehen. Pierre Fabre schreibt: „Die Verwendung eines Umkartons ist für unsere Produkte erforderlich, da auf diesem eingehend über die Zusammensetzung, Eigenschaften, Anwendung und die Inhaltsstoffe des Produktes aufgeklärt wird. Darüber hinaus befindet sich in jedem Umkarton zusätzliche ein Beipackzettel, der wichtige Tipps, Informationen und spezielle Hinweise oder Warnhinweise für den Kunden enthält. Zusätzlich würden Produkte ohne schützende Faltschachtel mehr versteckte Verpackungsmaterialien zur Lieferung und Lagerung benötigen.“ Erst im vergangenen Jahr hatte der Hersteller einzelne Produkte der Gesichtsreinigung aus der Faltschachtel entlassen.
Öko-Test hatte 22 Körperpeelings auf Kunststoffpartikel untersucht. Aus der Apotheke waren außerdem die Produkte Weleda Birke-Duschpeeling (Weleda) und Primavera Aktivierendes Duschpeeling Bio Minze & Bio Zypresse vertreten. Beide Produkte zeigen, dass es auch ohne Abstufungen in der Benotung geht: Sie und auch alle anderen zertifizierten Naturkosmetika erhielten die Bestnote „sehr gut“. Bei den neun Präparaten werden natürliche Wachse, zermahlene Kerne aus Aprikose oder Olive, Kieselsäure, Cranberrysamen oder Bambusstückchen als Schleifkörper eingesetzt.
Auch der Einsatz von Duftstoffen und des Konservierungsmittels Methylisothiazinolon führte zu Abstufungen in der Benotung. Dem Duftstoff Lyral wird ein allergisches Potenzial zugesprochen, Lilial gilt als reproduktionstoxisch, der künstliche Moschuschduft gar leberschädigend. Der Konservierungsstoff Methylisothiazinolon ist seit Anfang Februar für Produkte, die auf der Haut verbleiben, verboten. Für abwaschbare Produkte gelten strenge Grenzwerte.
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