1,7 Millionen Euro Schaden durch Rezeptfälschung

Köln: Apotheker und Puff-Arzt vor Gericht

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Berlin -

Vor dem Kölner Landgericht müssen sich derzeit ein Apotheker und ein Arzt wegen Rezeptfälschung im großen Stil verantworten. Mit Scheinverordnungen und nicht abrechnungsfähigen Rezepten sollen sie die Krankenkassen um 1,7 Millionen Euro betrogen haben. Doch die Vorwürfe gehen weit über Rezeptfälschung hinaus.

Dem 47-jährigen Pharmazeuten und dem 45-jährigen Mediziner wird nun wegen gewerbsmäßigen Betrugs in rund 1000 Fällen der Prozess gemacht. Besonders für den vermeintlichen Arzt Charalambos K. könnte es hart kommen: Ihm wird vorgeworfen, dass er von 2007 bis 2011 in Brühl bei Köln in einer Arztpraxis gearbeitet hat, ohne einen Berufsabschluss oder eine Approbation gehabt zu haben. Der Inhaber der Praxis wusste laut Staatsanwaltschaft darüber Bescheid und war mutmaßlich in die Machenschaften der beiden Männer verstrickt. Ihm kann der Prozess jedoch nicht mehr gemacht werden, weil er nach Gerichtsangaben zwischenzeitlich verstarb.

Über seinen Verteidiger gab Charambolos K. bereits eine Erklärung zu dem Vorwurf ab: Er habe anfangs eigentlich nur in der Praxis ausgeholfen. Wegen des Alkoholkonsums des mittlerweile verstorbenen Arztes sei er dann aber immer mehr eingespannt gewesen. Wenn der Inhaber ausfiel, habe er behandelt. „Ich hatte Angst, was am Patienten falsch zu machen. Aber ich fühlte mich auch geehrt“, zitiert die Bild-Zeitung aus der Erklärung. „Damit begann eine Odyssee, die ich bis heute bereue.“ Später soll er auch einen weiteren Arzt in Hürth vertreten haben.

Doch der vermeintliche Arzt hat nicht nur in einer Praxis gearbeitet, sondern auch in einem Bordell. Und zwar nicht in irgendeinem, sondern dem Kölner „Pascha“: Das ist nicht nur eines der größten Laufhäuser Europas, sondern auch seit Jahrzehnten immer wieder in den Schlagzeilen. Prostituierte wurden dort bereits ermordet, bei Razzien wurden Waffen, Munition und Kokain sichergestellt, Türsteher des Etablissements wurden wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt und Pascha-Gründer Hermann Müller wegen Steuerhinterziehung.

Charalambos K. soll dort jahrelang ein illegales Behandlungszimmer unterhalten haben, in dem er Prostituierte versorgte. Neben Botox-Spritzen habe er die Frauen vor allem auf Geschlechtskrankheiten untersucht und dabei auch Abstriche und Blutproben genommen. Aller zwei Monate soll er dafür 5000 Euro erhalten haben. Noch lukrativer waren die Luftrezepte: Apothekeninhaber Marc R. soll ihm bis zu 10.000 Euro im Monat für die Verordnungen gezahlt haben.

Besonders eine Bordell-Behandlung könnte ihm nun teuer zu stehen kommen: Im Februar 2010 soll er einer Frau im Pascha angebliche „Fettweg-Spritzen“ mit unbekanntem Inhalt injiziert haben. Die Folgen waren fatal: Es kam zu einer Sepsis und schweren Entzündungen, Narben entstellen seither das Knie der Frau, die nun Nebenklägerin in dem Prozess ist. Charambolos K. ist deshalb auch wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Der Frau wurden bereits 15.000 Euro Schmerzensgeld zugestanden.

Welche Strafen die beiden erhalten, könnte im September klar sein. Bis dahin soll der Prozess mit seinen 23 angesetzten Verhandlungstagen dauern. Das Gericht hatte in einem Vorgespräch bereits signalisiert, dass Bewährungsstrafen denkbar erscheinen. Die Staatsanwaltschaft verlangt allerdings nach wie vor Haftstrafen. Immerhin in einer Hinsicht hatte der Fall schon ein kleines Happy End: Charambolos K. hat zwischenzeitlich in Österreich sein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und arbeitet nun als echter Arzt in einer Klinik, wo er bereits eine Covid-19-Station mit aufgebaut haben soll.

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