Köln

Kliniken: Angst vor Testperson?

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Berlin -

Die Abweisung eines Vergewaltigungsopfers durch zwei katholische Kliniken in Köln stößt weiterhin auf Empörung. Doch möglicherweise ist das Handeln der Kliniken auch mit einer vorherigen Täuschungsaktion einer Abtreibungsgegnerin zu erklären.

Die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) hält die Abweisung eines Vergewaltigungsopfers durch katholische Kliniken in Köln für „skandalös“. Die Schulministerin sagte dem „Spiegel“: „Die skandalösen Vorgänge in Köln widersprechen eklatant dem christlich-sozialen Auftrag dieser Krankenhäuser.“

Als Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken wolle sie den Vorgang dort zum Thema machen. „Einer vergewaltigten Frau nicht zu helfen, ist ein Verstoß gegen die Menschlichkeit“, sagte sie. „Damit schadet sich die Kirche insgesamt.“

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass eine junge Frau in Köln nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung an zwei katholischen Krankenhäusern abgewiesen worden war.

Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium prüft, ob das St.-Vinzenz-Hospital und das Heilig-Geist-Krankenhaus damit gegen gesetzliche Regelungen verstoßen haben. Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sagte dem „Spiegel“: „Wenn es die organisatorische Anweisung gegeben hat, vergewaltigte Frauen nicht zu behandeln, dann ist das ein Verstoß gegen den Versorgungsauftrag der Krankenhäuser.“

Nach einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers ist das Verhalten der Kliniken möglicherweise auch mit der Täuschungsaktion einer Abtreibungsgegnerin zu erklären. Sie soll sich in einer Notfallpraxis auf dem Gelände des St.-Vinzenz-Hospitals als Patientin ausgegeben und nach angeblichem ungeschützten Sex die „Pille danach“ verlangt und auch bekommen haben. Danach habe sie den Vorgang dem Erzbistum Köln gemeldet.

Die Angst vor solch arglistiger Täuschung soll die Stiftung der Cellitinnen, zu der die Krankenhäuser gehören, mitbewogen haben, ihre Richtlinien für die Betreuung von Frauen mit Verdacht auf ungewollte Schwangerschaft neu zu fassen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf hohe Kirchenkreisen. Ein Sprecher der Stiftung sagte, dass es in der Vergangenheit mehrere solcher „Testpersonen in ganz Deutschland gegeben“ habe. Dass der Fall für die Abfassung der Richtlinien eine Rolle gespielt habe, bestritt er aber: „Das war für uns überhaupt kein Anlass, das Thema aufzugreifen.“

Die Stiftung und das Erzbistum haben die Abweisung des Vergewaltigungsopfers als „Missverständnis“ bezeichnet und sich dafür entschuldigt. Selbstverständlich würden Vergewaltigungsopfer auch in katholischen Krankenhäusern behandelt, versicherten sie. Der einzige Unterschied sei, dass sie dort nicht die „Pille danach“ bekommen könnten. Die katholische Kirche lehnt die „Pille danach“ ab, weil diese nach ihrer Auffassung einer Abtreibung gleichkommt.

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