Privatklinik

Kind stirbt nach Stammzelltherapie

, Uhr

Nach dem Tod eines Kleinkindes nach einer umstrittenen Stammzelltherapie an einer Düsseldorfer Privatklinik wird gegen die behandelnde Ärztin ermittelt. Zwei weitere Kinder konnten nach Komplikationen gerettet werden. Gegen die Medizinerin werde wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ärztin arbeite inzwischen nicht mehr für die Klinik, sagte der Anwalt der Klinik.

Die Ärztin hatte im August einem schwerbehinderten Zweieinhalbjährigen Stammzellen ins Gehirn gespritzt. Bei dem Jungen aus Italien traten danach massive Blutungen auf. Das Kind wurde in ein anderes Krankenhaus ins 20 Kilometer entfernte Krefeld gebracht, wo es starb.

Gegen die Klinikleitung werde derzeit nicht ermittelt, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa. Die Stammzelltherapie sei zwar höchst umstritten, rechtlich aber zulässig. Die Behandlung der drei Jungen sei ein „medizinisches Experiment“ gewesen, dem die verzweifelten Eltern zugestimmt hätten. Die Klinik wirbt mit dem angeblich „heilenden Potenzial der Stammzellen“ für die Therapie. Den drei Jungen, die unter frühkindlichen Hirnschäden litten, waren Stammzellen aus dem Hüftknochen entnommen und ins Gehirn gespritzt worden.

Mit dieser Methode ist in Düsseldorf erst einmal Schluss. Der Anwalt der Privatklinik („XCell-Center“) teilte mit, dass „bis zur abschließenden Klärung keine Behandlungen durchgeführt werden, bei denen Stammzellen in das Gehirn des Patienten injiziert werden“.


Die Ärztin war schon seit Juni im Visier der Staatsanwaltschaft. Denn der Eingriff hatte zuvor auch bei einem Neunjährigen aus Aserbaidschan zu Blutungen geführt. An der Düsseldorfer Uniklinik konnte man ihn gerade noch retten. Beim letzten Fall, der der Staatsanwaltschaft bekannt wurde, traf es einen hirnkranken Jungen aus Süddeutschland. Nach der Stammzelltherapie in Düsseldorf musste er an der Uniklinik in Heidelberg behandelt werden. Nähere Angaben zu Alter und Herkunft des Jungen machte Kumpa nicht.

„Wir haben den Verdacht, dass bei der Behandlung handwerkliche Fehler gemacht wurden“, sagte Kumpa. Möglicherweise habe die Ärztin die Spritze falsch gesetzt. „Wir haben aber auch den Verdacht, dass die Eltern nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt wurden“, sagte der Staatsanwalt. Außerdem sei fraglich, ob die Stammzelltherapie bei den drei Jungen medizinisch überhaupt gerechtfertigt war.

Gegen die Behandlungsmethode habe das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), eine Unterbehörde des Bundesgesundheitsministeriums, erhebliche Bedenken, sagte Kumpa. Eine PEI-Sprecherin wollte sich am Mittwoch zunächst nicht äußern, kündigte aber eine Stellungnahme an.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte