Glasbrücke für die Bahnhof-Apotheke Maria Hendrischke, 09.04.2016 08:36 Uhr
Nach mehr als zwei Jahren Planung ist es endlich so weit: Dietmar Wolz, Inhaber der Bahnhof-Apotheke Kempten, weiht einen Anbau für die Produktion ein. Der Pharmazeut ist für seine naturheilkundlichen Produkte bekannt. Eine Fläche von 2000 Quadratmetern kommt hinzu. Zuvor war in dem Gebäude eine C&A-Filiale untergebracht.
Zuletzt waren die Produktionsräume zwischen 1997 und 1999 erweitert worden. Als der C&A aus dem Gebäude gegenüber der Apotheke auszog, kaufte ein Investor das Haus. Wolz zog mit seinem Naturkostladen „Pur Natur“ im vergangenen Jahr ins Erdgeschoss. „Das ist praktisch, so können wir Kunden bei Fragen zur Ernährungsberatung direkt die passenden Produkte zeigen“, sagt er.
Der neue Eigentümer setzte auf das ehemalige C&A-Gebäude zwei weitere Etagen. Ein Stockwerk mietete Wolz für seine Produktion von Duftölen, Cremes und Salben an. Erst nachdem alle Etagen standen, konnte im August 2015 der Innenausbau beginnen. Wolz hat einen Reinraum einrichten lassen und neue Handarbeitsplätze eingebaut.
„Die Fläche der Apotheke hat sich mehr als verdreifacht“, sagt er. Das sei auch dringend nötig gewesen; es sei sehr eng geworden. „Eigentlich sind wir schon zwei Jahre zu spät dran mit den neuen Räumen; für die Mitarbeiter war es nicht mehr witzig“, so Wolz. Viel Lagerraum habe er aber nicht hinzugewonnen: „Im zweiten Stock dürfen wir pro Quadratmeter höchstens 500 Kilogramm lagern“, erklärt er.
„Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre es sinnvoller gewesen, mit der Produktion auf die grüne Wiese umzuziehen“, sagt Wolz. „Aber ich wollte nicht zwei voneinander getrennte Betriebe haben.“ Ihm sei es wichtig, dass alle seine knapp 320 Mitarbeiter beieinander arbeiten können. Zudem arbeite etwa manche PTA zu zwei Dritteln in der Apotheke und zu einem Drittel in der Herstellung. Aufgrund der räumlichen Nähe sei ein schneller Wechsel möglich. „Die Lösung hat also sowohl Vor- als auch Nachteile“, so Wolz.
Um die vorgeschriebene Einheit der Apothekenräume zu gewährleisten, hat Wolz zwischen dem Apothekengebäude und dem Anbau eine gläserne Brücke einbauen lassen. Seit vergangenem November verbindet sie beide Häuser über die Straße hinweg. An den Zugängen zur Brücke befinden sich die Aufenthaltsräume der Mitarbeiter.
Die Bauarbeiten sind nun weitestgehend abgeschlossen, am Samstag wird der Trakt eingeweiht. Dazu plant Wolz Führungen. Zudem hat er Dr. Gerd Müller (CSU) eingeladen, den Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. „Herr Müller ist aus Kempten und das Thema Entwicklungshilfe spielt für die Bahnhof-Apotheke eine große Rolle“, erklärt Wolz. Sein Unternehmen beziehe ätherische Öle, deren Rohstoffe aus aller Welt stammen. Ihm sei daher wichtig, dass die Arbeitsbedingungen bei seinen Handelspartnern gut seien.
Als Nächstes will Wolz die Apotheke renovieren. Die Rezeptur soll in die ehemaligen Herstellungsräume ziehen; auch die Homöopathie-Herstellung soll verlagert werden. „Aber das wird wohl noch ein wenig dauern“, sagt Wolz.
Die Bahnhof-Apotheke hat Wolz 1985 übernommen. Kurz darauf lernte er die Hebamme Ingeborg Stadelmann kennen. Für ihre Praxis stellte er drei Jahre später die ersten Ölmischungen her. Der Kontakt kam zustande, als seine Frau mit dem ersten Kind schwanger war. Schon im Studium hatte sich Wolz auf Naturheilkunde und Rezeptur spezialisieren wollen; Stadelmann hatte Interesse an Duftstoffen für die Entbindungszeit.
Weitere Rezepturen kamen hinzu, die der Apotheker auch Kollegen anbieten wollte. Aus der Zusammenarbeit entstand die Marke „Original IS Aromamischungen“. Heute wird laut Wolz jede zweite Apotheke beliefert. Über den Großhandel würden die Präparate wegen der teils kurzen Haltbarkeit nicht angeboten.