Panikstörung

Keine Medikamente gegen Angst dpa, 09.01.2009 10:44 Uhr

Greifswald - 

Patienten mir Panikstörung kann den am besten mit einer Verhaltenstherapie geholfen werden. Das geht aus einer vom Bundesforschungsministerium mit 3,5 Millionen Euro geförderten bundesweiten Studie hervor. Dabei wird der Betroffene mit den angstauslösenden Situationen konfrontiert und überwindet dadurch Schritt für Schritt die Ängste. „Eine Verhaltenstherapie ist das Mittel der Wahl“, sagte Psychologe Professor Dr. Alfons Hamm von der Universität Greifswald Hamm.

„Eine medikamentöse Behandlung ist für diese Patientengruppe langfristig kontraproduktiv, da dadurch die Funktion von Angstvermeidung aufrechterhalten wird“, sagte Hamm. Bestimmte Antidepressiva könnten dazu führen, dass die Krankheit chronisch werde. Zudem könnten diese Mittel süchtig machen. Nach Angaben Hamms entwickeln 28 Prozent der mit Antidepressiva behandelten Patienten mit einer Panikstörung eine Medikamentenabhängigkeit.

Rund 99 Prozent der Patienten, die im Rahmen der Untersuchung an der Verhaltenstherapie bis zum Ende teilnahmen, konnten laut Hamm von ihren Ängsten befreit werden. Etwa 10 Prozent der 364 Probanden brachen die Behandlung ab. Der Psychologe bezeichnete die Abbrecherquote als vergleichsweise gering. Die einjährige Studie wurde gerade beendet; noch ist damit unklar, ob Patienten rückfällig werden.

In der sechswöchigen Therapie setzten sich die Betroffenen zunächst mit den typischen Körpersymptomen wie Schweißausbruch und erhöhte Herzfrequenz auseinander. In einem zweiten Schritt wurden sie mit den heiklen Situationen wie dem Besuch eines Kaufhauses oder einer Busfahrt konfrontiert, wobei sie das für Panikgestörte typische Verhalten vermeiden sollten: Statt aus dem Kaufhaus zu flüchten, stellen sie sich ihren Ängsten, solange bis sie von allein wieder nachlässt.

Nach Ansicht der Forscher bietet die über zwölf Sitzungen laufende Verhaltenstherapie einen weiteren Vorteil: Sie sei wesentlich billiger als eine Behandlung mit Medikamenten oder eine tiefenpsychologisch begründete Langzeittherapie. Für eine zweijährige medikamentöse Behandlung inklusive Arzt- und Heilpraktikerbesuchen müssten rund 5000 Euro veranschlagt werden. Die Verhaltenstherapie koste dagegen knapp 800 Euro. Bundesweit leiden etwa 2,5 Millionen Menschen unter einer Panikstörung.