Wo kann ich einen Selbsttest kaufen, wo kann ich mich testen lassen? Viele Menschen haben derzeit große Erwartungen an die Apotheken. Nicht immer können diese erfüllt werden, denn die Hauruck-Beschlüsse der Politik müssen in der Praxis erst einmal umgesetzt werden. Und so gab es in dieser Woche in den Medien auch kritische Stimmen.
„Power to the Popel“, nahm die „ZDF Heute-Show“ am Freitagabend die Situation auf‘s Korn. Stephan Torke von der Grund Apotheke im sächsichen Freital wurde eingespielt mit Aussagen, wo es hakt, genauso wie Axel Pudimat, Verbandschef in Mecklenburg-Vorpommern: „Ich kann auf jeden Fall sagen: Heute nicht!“
„Löcheriges Netz von Stellen für kostenlose Schnelltests“, kritisierte RTL in einem Beitrag. Vor dem Besuch bei der Oma rasch noch einen kostenlosen Schnelltest zu machen, könnte etwa in Mecklenburg-Vorpommern etwas länger dauern. „Denn für die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versprochenen kostenlosen Corona-Schnelltests wird noch am Aufbau des landesweiten Netzes an Teststellen gearbeitet.“ Kommunale Testzentren seien nicht überall geplant und die Apotheken seien auch noch lange nicht flächendeckend am Ball, wie vom Apothekerverband zu hören sei.
„Die Rheinpfalz“ kritisierte: „Schnelltests für alle sind meist nur wochentags verfügbar“. Zwar verdichte sich das Netz in Kaiserslautern, doch Praxen, Apotheken und Rettungsstellen böten den Service in der Regel nicht am Wochenende an. „Noch ein knappes Gut“, titelte auch „Die Glocke“ über die Situation in Drensteinfurt bei Ahlen in NRW. Weder Schnelltests noch Selbsttests seien derzeit ohne Weiteres zu haben, auch wenn die Apotheken vor Ort sich sehr bemühten.
„Schlicht unmöglich“, schlug Thomas Preis, Verbandschef in Nordrhein, am Freitag in „Der Westen“ Alarm. Er verwies auf mehrere Probleme, mit denen die Apotheken zu kämpfen hätten. Tests, wie in der Landesverordnung gefordert, auch nachmittags und am Wochenende anzubieten, sei für sehr viele Apotheken nicht zu schaffen: „Ein Test dauert etwa zehn Minuten, pro Stunde schaffen wir also sechs Tests. Pro Arbeitstag etwa 36 Tests in sechs Stunden. Das ist aber im laufenden Betrieb schlicht unmöglich. Viele kleinere Apotheken haben nicht das Personal dafür, gerade am Nachmittag und an den Wochenenden wird es noch knapper.“
Auch die Vorfinanzierung sei ein Problem: „Es ist noch gar nicht absehbar, wann die ersten Zahlungen erfolgen. Wir haben zudem eine sehr hohe Abrechnungsgebühr bei der Kassenärztlichen Vereinigung für unser Honorar zu zahlen. Im Gegensatz zur Ärzteschaft ist das Honorar der Apotheker auch nicht von der Mehrwertsteuer befreit. Das sind zusätzliche Belastungen. Das schaffen viele Apotheken einfach nicht.“
Der „Tagesspiegel“ hat in Berlin den Test gemacht, wo man Selbsttests kaufen kann. Das Fazit ist ernüchternd: Eigentlich seit dieser Woche auf dem Markt, seien sie im Handel kaum zu bekommen. Zwei Apotheken müssen passen, „dann eben zu den Großen, die können es sicher besser – wie Aldi, wo es am Sonnabend Tests gab, wenn auch nur kurz“. Doch auch in der dm-Filiale gab es weder Test noch Auskunft. Nachdem auch der Großhandel den Autoren keine Details nennten konnte, fragten diese bei den Herstellen nach. Vom Vertreiber Technomed aus Graz habe es demnach geheißen, die Tests gingen vorrangig an die Unternehmen Aldi, Lidl und Rossmann.
In Österreich kämpfen die Apotheken mit ähnlichen Herausforderungen. Hier sollen die Menschen sogar kostenlose Selbsttests erhalten – doch weil diese erst umverpackt werden müssen, ruckelt es offenbar vielerorts: „Maskenchaos, Testchaos, Impfchaos“, ärgert sich der Pensionistenverband: „Die Stimmung unter den älteren Menschen in Österreich ist eine Mischung aus Ärger und Verzweiflung“, so Präsident Dr. Peter Kostelka.
„Vielen Pensionistinnen und Pensionisten ist der tägliche Weg in die Apotheke, um zu schauen, ob die Gratis-Schnelltests endlich verfügbar sind, nicht zumutbar“, so Kostelka. Der Verband schlägt daher ein Reservierungssystem vor: Wer noch keine Tests bekommen hat, soll sich in der Apotheke vormerken lassen und damit Tests reservieren können. Wenn diese eintreffen, bekommt man einen Anruf, eine SMS oder eine E-Mail, dass sie abholbereit sind. „Das erspart älteren Menschen sinnlose Wege und vermindert dadurch auch die Ansteckungsgefahr“, so Kostelka.
Wegen der schleppend voranschreitenden Impfungen fordert er von der Regierung ein besseres und transparentes Impfstoff-Einkaufsmanagement, das Österreich garantiert jenen Anteil an Impfstoffen sichert, der unserem Land zusteht: „Alle Österreicherinnen und Österreicher – nicht nur die ältere Generation – haben diese laufenden Verunsicherungen satt. Was die Menschen jetzt brauchen, ist Sicherheit. Sie wollen wissen, WER, WANN, WO, WIE und WOMIT geimpft wird!“
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