„Das haben die in Berlin wohl vergessen“

Keine Ausbildung in Light- und Zweig-Apotheken

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Berlin -

Das Apothekensterben wird sich mit der geplanten Apothekenreform beschleunigen. Darüber sind sich viele Inhaberinnen und Inhaber einig – so auch Thorsten Stoye. Der Apotheker aus Gifhorn warnt vor einer „Zwei-Klassen-Medizin“ und unterstellt Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dass er es „vielleicht sogar eigentlich gut gemeint“ habe.

Stoye bewertet die Auswirkungen des Gesetzentwurfes als „fatal“ für den Berufsstand. Lauterbach und das Bundesgesundheitsministerium hätten „an der Praxis vorbeigeplant“, betont der Inhaber der Aller-Apotheke. Mit den Plänen werde man die Versorgung nicht verbessern – im Gegenteil: „Eine Apotheke ohne Apotheker bedeutet, dass die Kunden auf Leistungen verzichten müssen.“

Ausbildungsapotheken vergessen

Notdienste gebe es dadurch nicht mehr in der Fläche, sagt er. Zudem könnten manche Arzneimittel wie Betäubungsmittel nur noch zu bestimmten Zeiten abgebeben werden. Diese Vorschläge seien realitätsfern. Die Anfertigung von Rezepturen werde mit abgespeckten Apotheken in bestimmten Regionen noch länger dauern und pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) gar nicht angeboten werden. Zudem entfalle in den sogenannten Light-Filialen oder Zweig-Apotheken die Möglichkeit der Ausbildung von Nachwuchskräften. „Das haben die in Berlin wohl vergessen.“

„Einstieg in Zwei-Klassen-Medizin“

Das Apothekensterben werde sich mit so einem Gesetz beschleunigen. „Da bin ich mir sicher“, sagt Stoye. Der Inhaber wundert sich, dass so ein Entwurf aus einem SPD-geführten Ministerium stammt. „Das ist doch unsozial und ist ein Einstieg in eine Zwei-Klassen-Medizin. Auch einem SPD-Kanzler kann doch nicht daran gelegen sein, Personal freizustellen, um mehr finanziellen Spielraum zu haben. Denn das schlägt die SPD vor, wir sollen Mitarbeiter entlassen, um finanziell besser aufgestellt zu sein.“ In den geplanten Light-Filialen sollen PTA Apothekerinnen und Apotheker ersetzen. „Aber die PTA wollen das nicht.“

Er selbst hat kein Interesse, eine Filiale zu gründen oder zu übernehmen. „Dafür bin ich zu gerne Apotheker. Ich müsste sonst zu viel managen.“ Nötig sei eine Honoraranpassung – auch für Inhaberinnen und Inhaber ebenso wie Tarifangestellte oder Politikerinnen und Politiker. „Wir brauchen mehr Geld, um die Kostensteigerungen zu kompensieren.“

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