Eigener „Herzenswunsch“ wird geschlossen

Kein Nachfolger für Homöopathie-Apotheke Lilith Teusch, 19.10.2024 09:01 Uhr

Nach 37 Jahren muss Apotheker Roland Andre die Linden Apotheke schließen. Foto: Willy Hailer
Pfaffenhofen - 

Roland Andre, Inhaber der Linden-Apotheke im bayerischen Pfaffenhofen, muss seine Apotheke zum 30. November endgültig schließen. Der Grund: Er möchte mit 65 Jahren nicht mehr unter den aktuellen Bedingungen mit einer eigenen Apotheke selbstständig sein. Der auf Homöopathie und Naturheilkunde spezialisierte Pharmazeut konnte aber auch keinen Nachfolger für seinen Betrieb finden.

Bereits im Dezember 1987 eröffnete Andre die Linden-Apotheke in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen. Für den Apotheker ging damit ein „Herzenswunsch“ in Erfüllung. Nach seinem Pharmaziestudium hatte Andre zuvor als angestellter Apotheker in Ingolstadt gearbeitet.

Für seine eigene Apotheke wollte er etwas Besonderes machen und sich spezialisieren. Schon während seiner Ausbildung hatte sich Andre sehr für Homöopathie und Naturheilkunde interessiert, und das sollte sich auch in seinem Betrieb widerspiegeln. In der Linden-Apotheke werden homöopathische Arzneimittel und Elixiere selbst hergestellt, erklärt der Apotheker. Damit habe die Apotheke ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.

Personalmangel

Doch nun muss die Apotheke am 30. November schließen. Andre konnte keinen Nachfolger finden. Dabei sieht der Inhaber gerade in seiner Spezialisierung einen großen Attraktivitätsgewinn für seinen Beruf.

In der Naturheilkunde sei viel Handarbeit gefragt. „Ich glaube, wir waren lange ein beliebter Arbeitgeber, weil die PTA bei uns Tinkturen abfüllen und Salben rühren durften“, sagt er. Doch jetzt sei man nur noch mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt. „Wir sind nicht nur eine Abgabestelle, sondern echte Heilberufler“, betont er, „aber so fühlt es sich nicht mehr an.“

Die Arbeitsbelastung, vor allem die bürokratischen Hürden, würden immer größer, während die Kosten weiter stiegen. Im gleichen Maße wie die Kosten müssten eigentlich auch die Preise steigen, so der Apotheker. Nur so könnten die Apotheken Nischen finden und mit angemessenen Margen arbeiten. Allerdings könne man nicht unendlich viel verlangen.

Mehr Bürokratie binde gleichzeitig Kapazitäten, und „neues Personal ist auch teuer“, fügt der Inhaber hinzu. „Generell ist der Fachkräftemangel ein großes Problem“, erklärt der Apotheker.

Ein weiteres Problem sind die Arbeitszeiten: Die Öffnungszeiten werden immer länger. „Die jungen Leute – und das ist kein Vorwurf – wollen am Samstag nicht arbeiten, und der Freitagmittag gehört für viele schon dazu“, sagt Andre. In der Industrie gebe es einfach bessere Löhne und angenehmere Arbeitszeiten.

Die gesamte Personalführung sei eine große Herausforderung. Der Inhaber versuche, sich so gut wie möglich um seine Mitarbeiter zu kümmern, aber es werde immer schwieriger, alles unter einen Hut zu bekommen.

Fehlende Wertschätzung

„Ich glaube, dass Apotheken, auch im homöopathischen Bereich, sehr viel leisten“, sagt der Inhaber. Ein Wegfall dieser niedrigschwelligen Struktur im Gesundheitswesen würde zu einer Überlastung der Arztpraxen führen. „Es fehlt an Wertschätzung. Man spricht von ‚Apotheke light‘ und vergisst dabei die wichtige Beratung“, kritisiert Andre.