Hattingen

Kaum Rezepte aus dem Ärztehaus

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Berlin -

Vor knapp einem Jahr musste Apotheker Riyad Rifaie aus Hattingen zusehen, wie eine Kollegin ihm den Mietvertrag für einen lukrativen Standort im Ärztehaus im letzten Moment wegschnappte. Seit September 2017 muss er sich nun mit der Konkurrenz nur wenige Meter weiter auseinandersetzen. Einen Einbruch habe er nicht erlebt, sagt er. Doch zwischenzeitlich hat der Apotheker gesehen, wie es hätte sein können, wenn er die Filiale im Ärztehaus übernommen hätte.

Zur Erinnerung: Schräg gegenüber der Straußen-Apotheke von Rifaie wurde ein großes Ärztehaus mit mehreren Praxen gebaut. Der Apotheker wollte an dem lukrativen Standort eine Filiale eröffnen. Der Termin für die Unterzeichnung des Vorvertrages stand bereits fest. Doch zum großen Ärger des Pharmazeuten hat ihm der Bauherr nur eine Woche vorher mitgeteilt, die Räumlichkeiten stünden nun doch nicht zur Verfügung und würden stattdessen an Margarethe Seipolt, Inhaberin der Apotheke am Rathausplatz, vermietet.

Damals versuchte Rifaie, positiv in die Zukunft zu blicken. Er hoffte, dass nicht alle Patienten in die neue Augusta-Apotheke gehen würden und dass er nach der Errichtung des Ärztehauses auch einige neue Kunden für seine Straußen-Apotheke hinzugewinnen würde können. Doch diese Hoffnung war offenbar vergebens. „Es gab zwar keinen Einbruch, nachdem die neue Apotheke im September eröffnet hat“, sagt der Apotheker. „Ich profitiere allerdings kaum von dem Ärztehaus.“ Die meisten Rezepte würden dann doch in der Augusta-Apotheke landen. Sein Umsatz befinde sich auf einem ähnlichen Niveau wie in der Zeit vor dem Ärztehaus.

Wie es hätte sein können, wenn er den Zuschlag erhalten hätte, hat der Apotheker aber im Frühjahr und Sommer erlebt. Denn die ersten Ärzte sind bereits im Februar und damit rund ein halbes Jahr vor der Apotheke in den Neubau gezogen. Immer mehr Ärzte kamen im Laufe dieser Zeit hinzu. Und die Rezepte wurden paar Meter weiter in die Straußen-Apotheke von Rifaie getragen. „Wir hatten in diesen Monaten einen deutlichen Anstieg“, so der Apotheker. Kaum habe die Augusta-Apotheke eröffnet, sei das Rezeptaufkommen auf das übliche Niveau zurückgegangen.

Es sei eben besonders schwer, Patienten von Fachärzten an eine Apotheke zu binden, meint der Pharmazeut. Seiner Beobachtung nach ist es vor allem Facharzt-Patienten relativ gleichgültig, in welcher Apotheke sie ihre Rezepte einlösen. „Hauptsache schnell verfügbar und bequem“, so Rifaie. Er erklärt dies damit, dass Fachärzte im Vergleich zu Hausärzten deutlich seltener aufgesucht werden und in der Regel auch weiter entfernter vom Wohnort der Patienten ihre Praxen haben. Die Rezepte werden dann schnell in der nächstbesten Apotheke eingelöst.

Deshalb findet es der Apotheker viel besser, Allgemeinärzte in der Nähe zu haben. Denn Patienten würden sich ihre Hausärzte häufig wohnortnah aussuchen und auch öfter hingehen. „Als Vor-Ort-Apotheker hat man dann deutlich bessere Chancen, eine nachhaltige Beziehung zu den Patienten aufzubauen“, meint er.

Ohnehin müsse die Kollegin sich erst einmal an dem Standort behaupten. Denn so lukrativ die Lage im Ärztehaus im Bezug auf das Rezeptaufkommen sei, so nachteilig sei sie für Laufkundschaft, analysiert der Apotheker. „Das Ärztehaus liegt etwas abseits“, erklärt er. „Da kommen nicht so viele Menschen vorbei.“ Die Apothekerin habe allerdings viel in den Standort investiert, unter anderem sich einen Kommissionierer angeschafft. Nach Einschätzung von Rifaie dürfte es schwierig werden, die augenscheinlich hohen Investitionskosten nur mit Rezepten von Fachärzten schnell wieder einzuspielen.

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