Pflegebericht

Kassen kritisieren Pflegeheime dpa, 24.04.2012 15:18 Uhr

Berlin - 

Hunderttausende Bewohner von Pflegeheimen in Deutschland werden nicht ausreichend gepflegt. Rund 140.000 Menschen werden mit Gittern oder Gurten im Bett oder Rollstuhl festgehalten, bei jedem zehnten fehlt die dafür vorgeschriebene richterliche Anordnung. Das teilen die Krankenkassen bei der Vorlage ihres neuen Qualitätsberichts zur Pflege in Deutschland mit. Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes, fordert, die Häufigkeit solcher Freiheitseinschränkungen sehr deutlich zu reduzieren – und in jedem Fall den Rechtsweg einzuhalten.

Trotz Verbesserungen im Vergleich zum Vorgängerbericht 2007 fordert der Medizinische Dienst der Kassen (MDS) deutliche Verbesserungen in den Heimen. „Die Qualität der Pflege in Deutschland ist überwiegend gut“, sagt MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick. „Jedoch wird in zentralen Versorgungsbereichen – Beispiel Ernährung, Dekubitus (Wundliegen) – eine relevante Gruppe von 20 bis 40 Prozent der Pflegebedürftigen nicht entsprechend der anerkannten Standards einer guten Pflege gepflegt.“

So hätten 47 Prozent der 700.000 Heimbewohner ein erhöhtes Risiko, sich wund zu liegen, sagt Pick. In 41 Prozent dieser Fälle seien Versäumnisse beim Schutz vor Dekubitus festgestellt worden. In Pflegeeinrichtungen würden außerdem zu viele ruhigstellende Mittel verordnet werden. Insgesamt sind 61 Prozent der Heimbewohner wegen Demenz oder ähnlicher Leiden nur eingeschränkt handlungsfähig.