Kassen für längere Praxis-Öffnungszeiten dpa, 19.06.2018 14:45 Uhr
Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) werben für ausgedehntere Praxis-Öffnungszeiten abends und am Wochenende, damit Kassenpatienten leichter an Termine kommen. Ärzte könnten mehr Sprechstunden zu Zeiten anbieten, in denen sie es bisher nicht tun, sagte Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorstandschef des GKV-Spitzenverbands. So könnte Ärzten zum Beispiel ermöglicht werden, samstags von 7 bis 19 Uhr Sprechstunden anzubieten statt wie bisher bis 14 Uhr. Dafür seien dann auch Verbesserungen bei der Vergütung vorstellbar.
Die große Koalition plant zur Verkürzung von Wartezeiten, die vorgeschriebenen Mindest-Sprechstunden für gesetzlich Versicherte von 20 auf 25 pro Woche zu erhöhen. Die Ärzte fordern dafür entsprechend mehr Geld. Dies sehen die gesetzlichen Kassen aber „sehr kritisch“, wie von Stackelberg bekräftigte.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, sagte: „Alle Überlegungen in Richtung zusätzlicher ärztlicher Leistung sind absurd, solange schon jetzt 10 bis 20 Prozent der erbrachten Leistungen nicht bezahlt werden.“ Zudem spiele auch bei jungen Medizinern eine „funktionierende Work-Life-Balance“ eine zunehmend wichtigere Rolle – wie in der gesamten Gesellschaft auch.
Offen sind die Kassen für mehr Sprechstunden ohne Anmeldung bei Fachärzten. Wenn sich Patienten ganz neu oder erstmals seit Längerem an eine Facharztpraxis wenden, seien Anreize denkbar, damit sie nicht erst so spät einen ersten Termin bekommen wie bisher oft üblich, sagte von Stackelberg.