Kartoffeln und Antikörper gegen Kopfschmerzen APOTHEKE ADHOC, 17.04.2018 16:42 Uhr
Alltagskiller Kopfschmerz: Der WDR zeigte gestern zur Primetime in der Sendung „Doc Esser – Der Gesundheits-Check“ einen Beitrag zum Thema „Kopfschmerzen – Was hilft?“. Dr. Heinz-Wilhelm Esser traf Betroffene und Mediziner.
Etwa 54 Millionen Deutschen ist der Kopfschmerz bekannt. Es gibt 367 verschiedene Arten, wobei der Spannungskopfschmerz mit einer Dauer von 30 Minuten bis sieben Tagen die häufigste Form darstellt. Die Betroffenen erleben einen dumpfen beidseitigen Schmerz, der von einem Druck von der Stirn in den Nacken gekennzeichnet ist. Ein Schmerzmittel soll Linderung verschaffen. 51 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen greifen bei leichten Schmerzen auf eine Tablette zurück.
Esser warnt vor einem zu häufigen Gebrauch. Wer mehr als 15 Tage pro Monat ein Schmerzmittel einnehme, riskiere einen chronischen Kopfschmerz. Es könne sich ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz ausbilden. Der Arzt warnt auch vor den möglichen Nebenwirkungen, die von Arzneimitteln ausgehen können. Paracetamol sei schlecht für die Leber, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen für den Magen. Von Kombinationspräparaten rät Esser sogar ganz ab.
Auf der Suche nach Alternativen trifft Esser die Kräuterexpertin Tine Knauft. Geeignet bei Spannungskopfschmerz seien Lavendel- oder Mädesüßtee. Letzterer enthalte die Vorstufe der bekannten Salicylsäure. Linderung vermögen auch warme Kartoffelwickel in Schultern und Nacken zu schaffen. Knauft empfiehlt außerdem die Herstellung einer Kopfschmerzsalbe auf Basis von Mandelöl und Bienenwachs mit Minz- und Eukalyptusöl, die auf die Schläfen aufgetragen werden kann. Auch sei ein selbst hergestelltes Massageöl mit wärmender und durchblutender Wirkung geeignet. Hierzu sollen Zimt- und Nelkenöl sowie Campher in Mandelöl gegeben werden. Hilfe bei Kopfschmerzen komme jedoch auch direkt aus der Küche. Betroffene könnten zu frischen Basilikumblättern, Ingwertee oder einem Apfel greifen.
Wer jedoch unter starken einseitigen und plötzlichen Migräneattacken leidet, kann auf die Zulassung von neuen Arzneimitteln hoffen. Frauen sind von den vier Stunden bis drei Tage andauernden Schmerzen dreimal häufiger betroffen als Männer. Anscheinend besteht eine erbliche Veranlagung für Migräne. Frauen erkranken vor allem in der Pubertät, was auf die Hormonumstellung zurückgeführt werden könne.
Dr. Dagny Holle-Lee, Mitglied der Forschungsgruppe „Kopfschmerz“, zeigt einen neuen für Migräne spezifischen Behandlungsansatz. Es handelt sich um eine Antikörpertherapie am Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptor. Voraussichtlich werde noch Mitte dieses Jahres ein Medikament zugelassen, das vorerst nur Schwerbetroffenen zur Verfügung stehen soll.
CGRP ist ein Botenstoff, der vermehrt bei einer Migräneattacke freigesetzt wird und als Entzündungsprotein bei Migräne eine zentrale Rolle spielt. Bislang gibt es vier Antikörper, die gegen den Botenstoff oder dessen Rezeptor gerichtet sind – Erenumab, Galcanezumab, Fremanezumab und Eptinezumab. Sie könnten eine langersehnte Behandlung für Migränepatienten darstellen.