Noch immer sitzen in den Führungspositionen deutscher Unternehmen kaum Frauen. Schuld daran ist die oft zitierte gläserne Decke: das unsichtbare Regelwerk, das Frauen auf der Karriereleiter ausbremst. „Es gibt einen Unterschied zwischen der Art und Weise, wie Frauen arbeiten und der Art und Weise, wie man mächtig wird“, sagte Professor Dr. Brigitte Witzer, Coach für Führungskräfte.
Typisch für Frauen seien zum Beispiel Qualitäten wie Fleiß und Disziplin. „Mit Fleiß kommt man aber nicht an Top-Positionen.“ Dort gehe es eher um gute Netzwerke und Beziehungen, um Konzepte und Durchsetzungsstärke. Die Folge: Frauen leisten gute Arbeit, befördert werden andere. „Frauen bekommen oft gesagt 'Du kannst alles werden'“, sagt Witzer. „Die Fakten zeigen aber einfach, dass solche Versprechen nicht eingehalten werden.“
Und natürlich spielen dabei auch Haushalt und Familie eine Rolle. „Bei Führungspositionen geht es oft um Freiräume“, erklärt Witzer – also etwa um die Möglichkeit, in Notfällen alles für die Firma stehen und liegen zu lassen. Wer sich neben dem Job auch um die Kinder kümmert, hat solche Freiräume nicht. „Hinter mächtigen Männern steht oft nach wie vor eine Frau, die ihnen den Rücken freihält.“ Und bei mächtigen Frauen sei das umgekehrt genauso.
Gut seien solche Verhältnisse nicht unbedingt – denn oft kämen so die falschen Leute in die Vorstände. „Frauen müssen das Spiel mitspielen, erst dann können sie die Regeln ändern“, sagt Witzer. Das gelte übrigens auch für Männer, die auf den klassischen Weg zum Chefsessel keine Lust mehr haben.
Komplett verbiegen müssten sie sich dafür aber nicht. Denn schon jetzt könnten Frauen eigene Akzente setzen – indem sie sich etwa den typischen Herrenwitzen in Männerrunden verweigern oder einen eigenen Umgang mit Macht finden: „Früher war Macht klassisch 'Macht über Menschen'“, erzählt die Expertin. „Heute können Frauen das auch über Präsenz und Persönlichkeit definieren.“
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