Im Februar steht das Rheinland traditionell Kopf. Die Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz sind von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch fest in Narrenhand. Auch in den Apotheken geht es größtenteils etwas lockerer zu als sonst. Für die klassischen Karnevals-Leiden ist man gut vorbereitet.
In der Severin-Apotheke im Kölner Severinsviertel, traditionell eine karnevalistische Hochburg, wird am Rosenmontag richtig gefeiert. „Bei uns gibt es einen kleinen Stand mit Sitzgelegenheit vor der Tür, einem Kölsch-Fass in der Apotheke und vielen Freunden und Familien“, erzählt eine Mitarbeiterin. „Sogar Firmenvertreter kommen vorbei“. Echte Karnevalsnarren seien aber nur sie selbst und der Chef. Die Apotheke liegt direkt am Zugweg. Auch die Schaufenster sind passend mit Clowns, Luftschlangen und Karnevalsorden dekoriert.
Die meisten Kundenwünsche in der Karnevalszeit seien Schmerzmittel wie Ibuprofen und ASS. Auch Alka Seltzer werde häufig verlangt. Neue Standards in der „Jeckenzeit“ seien neben der „Pille danach“ Mittel gegen Blasenentzündung und Vaginalmykosen.
Die Karnevalisten seien trotz schlechten Wetters und vieler Vorsichtsmaßnahmen wegen der Vorgänge in der Silvesternacht guter Laune und gingen feiern, so die Angestellte. „Man merkt aber, dass viel weniger Besucher kommen als in den vergangenen Jahren“. Das Brauhaus gegenüber sei am Donnerstag nicht voll gewesen. „Das ist noch nie passiert.“ Sorge macht ihr vor allem das schlechte Wetter: In Düsseldorf und Mainz wurden die Rosenmontagsumzüge wegen des Sturmes abgesagt, auch in Köln wird der Zug nur in abgespeckter Form stattfinden.
In den Apotheken der Innenstadt hat man von Zurückhaltung in den vergangenen Tagen nichts gemerkt. „Alles wie immer“, meldet Areey Abdilhadi von der Gürzenich-Apotheke in der Kölner Altstadt. „Unsere Chefin dekoriert seit Jahren ein Schaufenster im venezianischen Stil, erzählt die Apothekerin. Bunte Masken aus dem venezianischen Karneval schmücken die Ausstellungsfläche und erhalten viel Aufmerksamkeit. „Manchmal fragen Kunden sogar, ob sie die Masken kaufen können“, sagt Abdilhadi lächelnd.
In anderen Apotheken steht vor allem der Donnerstag im Mittelpunkt der Festivitäten. „An Weiberfastnacht ist die gesamte Belegschaft traditionell verkleidet“, sagt PTA Tugba Avcir von der Apotheke am Neumarkt in Köln. Schaufenster gibt es nicht, die man dekorieren könnte. Dennoch wird kräftig beim Feiern mitgemischt. „Die Stimmung ist auch sonst super im Team, aber an Karneval ist es noch etwas fröhlicher“, bestätigt Apothekerin Dr. Nicole Nosseir. Deutlich weniger los sei aber schon, und wie die meisten anderen Apotheken in Köln wurden um 13 Uhr am Donnerstag die Türen geschlossen. Am Rosenmontag ist ganztägig zu.
Gunther Franke, Inhaber der Ubier Apotheke am Chlodwigplatz, hat sich für die Dekoration seiner Apotheke etwas Besonderes ausgedacht. „Wir stellen in der Apotheke immer wieder Bilder von lokalen Künstlern aus“, berichtet Franke. Da lag es nahe, zu dieser Jahreszeit ein karnevalistisches Thema zu wählen. Die Bilder von Maler Martin Roblitschka hängen an den Wänden über der Sichtwahl und sorgen mit einigen Clowns-Figuren für karnevalistisches Flair. Ansonsten setzt der Apotheker auch noch auf den Winter: Ein Schaufenster ist vor allem für Skifahrer dekoriert.
Nicht alle Apotheken dekorieren der Jahreszeit angemessen. Die Overstolz-Apotheke liegt am Rande der Innenstadt und bleibt nach außen hin eher neutral. „Früher lagen wir direkt am Zugweg“, sagt Inhaber Hans-Georg Reich-Heynen. „Seitdem der Zug die Straßenseite gewechselt hat und die Straßenbahngleise zwischen uns und dem Rosenmontagszug liegen, ist die Kundschaft am Karneval etwas weniger geworden.“
Sein Kollege Dominik Riemer ergänzt: „Natürlich sogen wir trotzdem vor. Wir rechnen schon damit dass zum Beispiel die 'Pille danach' in diesem Jahr noch häufiger verlangt wird als zuvor, da sie jetzt ohne Verschreibung erhältlich ist. Aber wir sind gut vorbereitet.“
Auch die anderen Kölner Apotheken sehen sich gut gewappnet für die Rosenmontags-Jecken. Und feiern mit. „Am Donnerstag durften wir sogar auch ein Bier trinken“, berichtet die Praktikantin einer großen Apotheke in der Stadt. „Aber erst ab 11.11 Uhr, natürlich“.
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