Leistungssport

Jenapharm beteiligt an DDR-Doping dpa, 19.08.2009 09:17 Uhr

Jena - 

Der Pharmahersteller Jenapharm war laut einer Studie mitverantwortlich für die Dopingpraktiken im DDR-Sport. Das belegt laut einem MDR-Bericht eine noch unveröffentlichte Untersuchung des Historikers Klaus Latzel, die von der heutigen Bayer-Tochter in Auftrag gegeben und finanziert worden ist. Jenapharm-Geschäftsführer Viktor Geisler räume eine „moralische Mitverantwortung“ ein, sagte ein Unternehmens-Sprecher. Dieser Verantwortung habe sich das Unternehmen durch die Einigung mit DDR-Dopingopfern Ende 2006 gestellt.

Dem Bericht zufolge hatte VEB Jenapharm seit den 1960er-Jahren „unterstützende Mittel“ für den Sport hergestellt. Zum Teil seien die Substanzen ohne klinische Tests und damit auch nach DDR-Recht illegal an Sportler gegeben worden. Der Betrieb habe auch Präparate entwickelt, die die Einnahme von Dopingmitteln verschleierten. Die Leitung des Betriebes sei in den Staatsplan der DDR-Sportführung zur Herstellung und Entwicklung von Dopingmitteln einbezogen gewesen; verantwortliche Mitarbeiter seien mit nennenswerten Prämien belohnt worden.

Jenapharm sei Bestandteil des staatlichen Doping-Systems der DDR gewesen, weil das Unternehmen Arzneimittel hergestellt habe, die für Dopingzwecke eingesetzt wurden, erklärte Geisler. „Allerdings war der VEB Jenapharm, das zeigt die Studie, keine treibende, keine initiierende Kraft innerhalb des Doping-Systems.“

Die Studie stützt sich laut MDR auf Akten der Birthler-Behörde, der DDR-Pharmabetriebe, von Forschungsinstituten sowie anderen wissenschaftlichen Arbeiten. Zudem seien Verantwortliche des VEB Jenapharm befragt worden. Nicht geklärt werden konnte den Angaben zufolge, in welchem Ausmaß Dopingmittel an Kindern und Jugendlichen erprobt wurden, weil etliche Akten der DDR-Pharmabetriebe bis 2002 vernichtet worden seien.

Jenapharm hatte sich Ende 2006 mit Dopingopfern darauf geeinigt, 184 Sportlern freiwillig ein Schmerzensgeld von je 9250 Euro zu zahlen. Zusätzlich zu den rund 1,7 Millionen Euro hatte der frühere Hauptlieferant von Dopingmitteln 170.000 Euro an den Verein Doping-Opfer-Hilfe gespendet, der sich um mehr als 500 geschädigte Sportler kümmert.