Inhaberin Ina Leischner aus Hohenmölsen bei Leipzig bemerkt einen gefährlichen Abwärtstrend im PTA-Berufszweig. „Ich habe gerade erst zwei Mitarbeiterinnen verloren. Eine geht ins Labor, die andere zur Familienkasse“, so die Apothekerin. Es werde systematisch ein ganzer Berufsstand schlecht geredet, gleichzeitig sind die Angebote verlockend: „Wenn eine 4-Tage-Woche mit deutlich mehr Geld geboten wird, greift man doch zu.“ Die Krux: „Staatliche Einrichtungen werben uns das dringend benötigte Personal ab, obwohl sie gar nicht zwingend PTA einstellen müssen“, ärgert sie sich.
Seit 30 Jahren ist Leischner bereits selbstständig, aber solch einen Kehraus bei PTA wie aktuell habe sie bisher nicht beobachtet. „Mein Team hat überwiegend lange Bestand, ich habe Mitarbeiterinnen, die seit 30 Jahren bei mir sind“, so die Inhaberin. Nun musste sie aber kürzlich einen herben Verlust hinnehmen: „Zwei Mitarbeiterinnen sind gegangen, eine von beiden arbeitete schon sechs Jahre bei mir“, so Leischner.
Sie habe sich für die Laborarbeit entschieden: „Dort hat sie weniger Stress bei gleichzeitig besserer Bezahlung.“ Die andere Angestellte sei zur Familienkasse gewechselt aufgrund der deutlich besseren Konditionen. „Sie hat verkündet, dass sie eine 4-Tage-Woche habe und davon sogar zwei Tage im Homeoffice sei. Ich verstehe, dass man da zugreift“, so die Inhaberin. Das Problem: „Die Anzeigen wedeln alle mit verheißungsvollen Angeboten, weniger Stress und mehr Gehalt.“ Für sie ist ganz klar: „Da fühlt sich ja jeder, der nicht geht, wie ein Idiot“, so Leischner. Zumal in der Presse ständig zu lesen ist, dass die Apotheken kaum Zukunft haben.
Dabei sei eine PTA in Einrichtungen wie den Gesundheitskiosken gar nicht zwingend nötig: „Man wirbt uns das dringend benötigte Personal ab, obwohl auch andere Berufszweige in solchen Institutionen arbeiten können. Wir aber brauchen PTA, um Arzneimittel abgeben zu dürfen“, so Leischner. So drehe sich die Spirale immer weiter abwärts: „Intelligentes Personal fragt sich doch, bin ich eigentlich bescheuert, noch zum Tarifgehalt zu arbeiten?“ Dabei würde Leischner gern das doppelte Gehalt zahlen: „Ich habe ein super Team, welches mir den Rücken stärkt, aber es ist tödlich, wenn wir nicht endlich mehr Honorar bekommen“, ist sich Leischner sicher.
Dabei beginne das Problem bereits bei der Ausbildung des Nachwuchses: „Die Medizinische Berufs-Akademie in Naumburg bietet schulgeldfrei die Ausbildung für PTA an, aber es gibt Probleme, überhaupt eine Klasse voll zu bekommen“, so Leischner. Im letzten Ausbildungszug haben beispielsweise von 26 Schüler:innen nur vier die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, berichtet sie. „Es kommt zu wenig an jungen Menschen nach, da hilft auch die Nachwuchskampagne der Abda wenig.“
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