Ein neues Zentrum für psychische Gesundheit im Alter will neue Versorgungswege für demenzkranke oder depressive Menschen jenseits der stationären Betreuung eröffnen. Mit dieser bundesweit ersten Einrichtung wolle Rheinland-Pfalz „in die Vorreiterrolle gehen und damit Leuchtturm setzen“, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) bei der Einweihung. Schwerpunkte des Zentrums seien Prävention und die Stärkung pflegender Angehöriger.
Ein Drittel der Demenzerkrankungen wäre vermeidbar, sagte der Leiter des Zentrums für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA), Andreas Fellgiebel. Bis zu 60 Prozent der pflegenden Angehörigen entwickelten selbst psychische Störungen. Daher wolle das Zentrum „nicht erst ansetzen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern versuchen, zuhause die Situation zu stabilisieren“, sagte Fellgiebel, der als Chefarzt für Gerontopsychiatrie der Rheinhessen-Fachklinik in Alzey und als wissenschaftlicher Leiter der Gedächtnisambulanz an der Universitätsmedizin Mainz für beide Kooperationspartner des ZpGA
tätig ist. Sechs „Case Manager“ (Fall-Manager) sollen in Zusammenarbeit mit Hausärzten Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen „aufsuchend zuhause“ behandeln. Zu dem Konzept gehört auch eine Krisenambulanz, die rund um die Uhr erreichbar ist.
Chronischer Stress sei eine zentrale Ursache für psychische Störung im Alter. „Wir schauen uns das System an und gucken: Wo ist der Stress?“, sagte Fellgiebel. „Wir müssen den Stress besser verstehen und ihn besser behandeln.“ Die Resilienzforschung wolle das Zentrum mit ihren Erkenntnissen zur Frage unterstützen, „wie es ältere Menschen schaffen, kognitiv gesund zu bleiben“, sagte der wissenschaftliche Geschäftsführer des Deutschen Resilienz-Zentrums in Mainz, Klaus Lieb, der auch Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz ist.
Ermöglicht wurde der Start mit einer Förderung aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Diese Unterstützung beläuft sich auf 4,3 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren. Das neue Zentrum versteht sich als „interdisziplinäres Netzwerk für Präventionsforschung und innovative Versorgungsmodelle“.
Die Mainzer Uniklinik hat bereits 2016 als Teil des Zentrums für Allgemeinmedizin und Geriatrie eine eigene Abteilung für die Versorgung von geriatrischen Patienten eingerichtet. Dort ist auch das in diesem Jahr gestartete Projekt GerNe (Geriatrisches Netzwerk) angesiedelt. Das ebenfalls vom Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss geförderte Projekt verfolgt das Ziel, den Anteil der stationären Einweisungen geriatrischer Patienten zu verringern. Mit Hilfe von elektronischen Fallakten sollen ambulante und stationäre Versorgung besser vernetzt werden.
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