Das Jahr 2015 im Pharma- und Apothekenmarkt dominierten verpasste Gesetzgebungen und gigantische Übernahmen. Für APOTHEKE ADHOC lassen prominente Branchenvertreter in einer dreiteiligen Serie das Jahr Revue passieren, berichten über ihre ganz persönlichen Highlights und Tiefpunkte und die wichtigsten Projekte und Vorsätze für 2016. Im ersten Teil dabei: Frank Baer (Elac), Fritz Becker (DAV), Marianne Boskamp (Pohl-Boskamp), Prof. Dr. Theo Dingermann (Uni Frankfurt), Dr. Andreas Gassen (KBV), Hermann Gröhe (BMG), Erhard Heck (GSK), Klaus Henkel (AvP), Dr. Markus Leyck Dieken (Ratiopharm), Friedrich Neukirch (Klosterfrau), Dr. Fritz Oesterle, Perry Soldan (Soldan), Ulrich Ströh (MVDA), Erik Tenberken (Birken-Apotheke), Traugott Ullrich (Schwabe), Stefan Walk (Hexal), Oliver Windholz (Phoenix).
Friedrich Neukirch, Klosterfrau
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015 (positiv oder negativ, beruflich oder übergreifend)?
Dass sich die Klosterfrau Healthcare Group 2015 (kumuliert per Oktober) um rd. 40% besser entwickelt hat als der Gesamtmarkt und wir damit auch unsere Marktanteile ausbauen konnten.
Welche besonderen Ziele und Projekte haben Sie für 2016?
Mich weiterhin mit vollem Elan den Verbandsaufgaben des Markenverbands, der Wettbewerbszentrale und der G.E.M Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens zu widmen. Welche darüberhinausgehenden Aufgaben mich erwarten, lasse ich mit Ruhe auf mich zukommen. Persönlich werde ich alles daran setzen, meine gegenwärtige Fitness weiter auszubauen und vielleicht doch noch einmal einen Marathon zu laufen.
Und ganz allgemein: Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Der Markt wird sich weiterhin dynamisch entwickeln, die Einflüsse der Digitalisierung werden zunehmen, das Anti-Korruptionsgesetz wird uns auch beschäftigen, das Interesse an Gesundheit wird wachsen und die Beratungsleistung in der Apotheke wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, was wir als einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sehen.
Erik Tenberken, Birken-Apotheke Köln
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015?
Bestimmend im letzten Jahr waren für mich die rasant und schnell wachsenden Änderungsanforderungen an unseren Berufsstand. Die Globalisierung und Digitalisierung mit all ihren Folgen – permanente Lieferschwierigkeiten vom Impfstoff über die Rabattverträge bis zum Hochpreiser – dies bei vermehrten Qualitätsmängeln, Fachkräftemangel etc. etc. erfordern starke Wandlungsfähigkeit unserer Apotheken. Dass dies nicht überall gelingt, zeigen die stark gestiegenen Schließungen von Apotheken.
Welche besonderen Ziele und Projekte haben Sie für 2016?
Mit aller Kraft die Umgestaltung unserer Apotheke vorantreiben, um auch zukünftig am Markt bestehen zu können. Dafür haben wir neue Konzepte entwickelt, die wir nun zügig umsetzen wollen.
Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Der Selektionsdruck der Globalisierung, der Digitalisierung und der anderen Markteilnehmer wird weiter enorme Fliehkräfte entwickeln und zu einer weiteren Konzentrierung am Markt führen. Nur Wandlungsfähigkeit, Qualität und Innovationskraft wird den Apotheken das Überleben sichern. Das wird unserem Berufsstand gelingen, da bin ich sicher.
Dr. Markus Leyck Dieken, Teva/Ratiopharm
Persönliches Highlight in 2015
Als wir bei Teva Ratiopharm zum Jahresauftakt mit ca. 650 Mitarbeitern im Berliner Admiralspalast nach einem Jahresrück- und Ausblick ein eigens für uns komponiertes Lied mit Live-Band gemeinsam gesungen haben – und den Refrain selbst noch weitersangen, als die Band schon nicht mehr spielte. Das war Gänsehaut pur. Der ganze Saal glücklich auf den Beinen – standing ovations! Als Geschäftsführer zählen für mich ja nicht nur Zahlen, sondern auch, ob Menschen gerne mit mir am Teva-Haus bauen wollen. Wir sind einer der größten Arzneimittelversorger der Menschen in Deutschland – und diese Verantwortung war in dem Moment zu spüren.
Besondere Ziele oder Projekte in 2016
Unser neues Biotech-Zentrum in Ulm zügig aufzubauen. Wir haben das größte Einzelinvestment der Teva – und bald einen großen Zukunftsstandort. „Deutschland – Land der Ideen“ ist ein bekanntes Motto: Ich möchte möglichst mein „Lagerfeuer“ aufbauen und viele Kolleginnen einladen, ihren eigenen Holzscheit mitzubringen. Die Pharmaindustrie braucht viele fröhlich-frische überzeugende Ideen – und diese freizusetzen, ist eine der schönsten Aufgaben.
Was wird im Markt Ende 2016 anders sein als 2015?
Es wird weiterhin nicht erkannt sein, dass Generika mittlerweile unbemerkt von der Öffentlichkeit unter 1 Cent kosten – und das hässliche Konsequenzen hat. Und: Wirkliche Innovationen werden wohl immer noch nicht aufrichtig über alle kommunikativen Wege und Software-Systeme den Patienten gerade wegen ihres Zusatznutzens angeboten werden. Die Teva-Originalsparte wird zwei neue Produkte eingeführt haben. Wir werden noch immer auf ein nationales Impfregister wie in Schweden warten – was man mit gutem Willen aufgrund etablierter einheitlicher Codierungsziffern in wenigen Monaten aufstellen könnte. Damit endlich viele Kinder und deren Kontaktpersonen guten Schutz erfahren. Politik ist da nicht mutig genug.
Erhard Heck, GlaxoSmithKline
Highlight 2015
50% Marktanteil Voltaren für eine 4-Wochen-Periode und Hole in One.
2016 wollen wir unsere Position ausbauen und die neue Firma als State of the Art etablieren.
Ich erwarte keine größeren Veränderungen im Markt.
Fritz Becker, Deutscher Apothekerverband (DAV)
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015?
Berufspolitisch war für mich ein Highlight, dass das Online-Vertragsportal (OVP) im Jahr 2015 zur Produktreife gelangt ist. Es bietet uns Apothekern eine hervorragende Hilfestellung im Alltag der Hilfsmittelversorgung unserer Patientinnen und Patienten. Schön ist auch, dass die meisten Apotheken-EDV-Anbieter die Schnittstelle zum OVP bedienen und so gewährleisten, dass am HV-Tisch die relevanten Informationen zur Verfügung stehen.
Besonders ärgerlich war und ist es, dass es mit dem Spitzenverband der Krankenkassen keine Einigung in Sachen Nullretaxation gegeben hat und so der durch mühevolle Kleinarbeit beim Gesetzgeber erreichte Schritt nach vorne ins Leere gelaufen ist. Ebenfalls ärgerlich ist die deutlich zu kurz gesprungene Einbindung der Apothekerschaft in das E-Health-Gesetz. Hier werden unsere beruflichen Kompetenzen nicht abgerufen. In unseren unzähligen politische Gesprächen haben die Abgeordneten immer wieder gesagt, dass sie es gut und richtig fänden, die Apotheker für die Erstellung von Medikationsplänen mindestens gleichauf mit den Ärzten zu positionieren. Der Wille des BMG aber, der am Ende die Federführung über das Gesetz bestimmte, war offenbar ein anderer. Hier werden wir weiter Überzeugungsarbeit leisten müssen, um in der Fortschreibung des Gesetzes die Position zu erlangen, die unserer Profession zusteht.
Welche besonderen Ziele und Projekte haben Sie für 2016?
Es ist längst überfällig an der Zeit, die Vergütung für die Abgabe von Individualrezepturen und auch die Dienstleistungspauschale für die Abgabe von Btm-Arzneimitteln anzupassen. Das sind zwei Themen, die ganz oben auf der Agenda des Deutschen Apothekerverbands stehen. Viele andere kommen natürlich hinzu.
Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Ende 2016 werden wir ein Abgabehonorar für Rezepturen definiert haben, dass dem der Abgaben bei Fertigarzneimitteln gleich oder mindestens sehr ähnlich sein wird. Auch die Dienstleistungsgebühr für die Abgabe von Betäubungsmitteln, die letztmalig 1978 angepasst wurde, wird Ende des Jahres 2016 angehoben sein. Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass es im Jahr 2016 zu einer leichten Ausweitung der Packungsmenge kommen wird.
Oliver Windholz, Phoenix
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015?
Vor über 20 Jahren ist die Phoenix 1994 von Adolf Merckle aus fünf regionalen Großhändlern in Deutschland gegründet worden. Unser Unternehmen war vom ersten Tag an Marktführer in Deutschland und hat sich seitdem sehr dynamisch und über viele Ländergrenzen hinweg entwickelt. Natürlich ist es unser Ziel, in ganz Europa weiter erfolgreich zu wachsen. Um eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft zu schlagen, haben wir zusammen mit unseren Mitarbeitern erstmalig ein Unternehmensleitbild für die gesamte Phoenix-Group erarbeitet. Mit dessen Einführung im Jahr 2015 haben wir nun für die in unserem Familienunternehmen seit langem gelebten Werte einen gemeinsamen Rahmen bei der täglichen Arbeit geschaffen. Darin ist es unsere klare Vision, der beste integrierte Gesundheitsdienstleister zu sein – wo immer wir sind.
Die Einweihung des Adolf-Merckle-Hauses im Zuge des 20-jährigen Jubiläums war dabei für mich ein besonders schöner und persönlicher Moment.
Marianne Boskamp, Pohl-Boskamp
Wir haben in 2015 eine Neuzulassung bei der FDA beantragt und gehen für 2016 von einer Neueinführung in den USA aus.
Und ganz allgemein: Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Durch zunehmende Regulierung werden noch mehr kleine Arzneimittel langsam vom Markt verschwinden.
Professor Dr. Theo Dingermann, Universität Frankfurt
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015?
Lässt man das Jahr unter pharmazeutischen Aspekten Revue passieren, so hat sich ein Trend fortgesetzt, der viel zu wenig gewürdigt wurde: Wir werden Zeugen von unglaublichen medizinisch/pharmazeutischen Durchbrüchen. Klinische Fortschritte werden bei Krankheiten erzielt, die als therapeutisch hoffnungslos bereits abgeschrieben wurden. Und all dies ermöglichen neue, extrem intelligent entwickelte Arzneimittel! Beispiele sind neue Biologika für bestimmte Unterformen von Tumorerkrankungen, die neuen Immuntherapeutika, die unter dem Sammelbegriff „Checkpoint-Inhibitoren“ zusammengefasst werden, und nicht zu letzt die Anti-HCV-Therapeutika, die eine bislang lebensbedrohliche chronische Krankheit in Richtung Heilung führen.
Dass diese Fortschritte von einigen wichtigen Steakholdern in unserem Gesundheitssystem eher als Bedrohung denn als Fortschritt gesehen werden, muss sicherlich unter den Enttäuschungen des vergangenen Jahres vermerkt werden.
Als positiv denkender Mensch wirft mich persönlich kaum etwas aus der Bahn So werte ich das vergangene Jahr für mich auch weitestgehend positiv. Eine Tatsache allerdings hat mich dann doch enttäuscht und verärgert. Denn mit dem Jahr 2015 endet für mich unfreiwillig meine 37-jährige Tätigkeit als Apotheker. Künftig werde ich als Beruf nicht mehr Apotheker sondern Pharmazeut angeben (müssen). So will es der Gesundheitsminister, der die Berufsanerkennungsrichtlinie 2013/55/EU exakt so umsetzt, wie von Brüssel vorgeschlagen. Damit falle ich als Hochschullehrer durch das Definitionsraster und verliere so einen Status als Apotheker, zu dem ich mich immer bekannt habe und auf den ich stolz war.
Welche besonderen Ziele und Projekte haben Sie für 2016?
Wie im vergangenen Jahr werde ich mich auch im kommenden Jahr auf die Kommunikation pharmazeutischer Themen in Form von Lehrbüchern, Fachartikeln und Vorträgen konzentrieren. Mehr als 100 Vorträge habe ich im letzten Jahr gehalten, und wenn ich in meinen Kalender schaue, werden es im neuen Jahr wohl kaum weniger. Das extrem schnell akkumulierende Wissen verständlich aufzuarbeiten und an diejenigen weiterzugeben, die sich dafür interessieren, wird wieder einen großen Teil meiner Aktivitäten in Anspruch nehmen. Zielgruppen sind dabei nicht nur Studierende und Kolleginnen und Kollegen in den öffentlichen Apotheken. Immer mehr sind dies auch Schülerinnen und Schüler und fachliche Laien, darunter auch viele, teils schwerkranke Patienten.
Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Was anders sein wird, kann ich nicht vorhersehen. Ich wünsche mir aber, dass die Apothekerschaft Ende 2016 besser dasteht als Ende 2015. Dabei rede ich nicht vom Geld, obwohl auch das eine wichtige Rolle spielt, wenn die Potentiale wirklich ausgeschöpft werden, die in diesem Beruf stecken. Völlig unverständlich ist für mich, dass die Gesellschaft einerseits große Summen in die Ausbildung hochspezialisierter, junger Menschen steckt, denen sie nach drei staatlich kontrollierten, äußerst anspruchsvollen Examina das Privileg überträgt, den Arzneimittelschatz für diese Gesellschaft zu verwalten. Obwohl bei der überwiegenden Mehrzahl der Menschen in diesem Land hoch angesehen, behandeln vor allem die Krankenkassen, gestützt von Politik und Sozialgerichtbarkeit, diesen Berufsstand geradezu respektlos und schließt ihn zudem von Gesundheitsleistungen aus, die nur Apotheker angemessen erbringen können. Das ist nicht im Interesse der Volksgesundheit.
Dr. Fritz Oesterle
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015?
Europa ist 2015 aus den Fugen geraten (Griechenland, Flüchtlinge, Terror) und hat gezeigt, dass es eine Vereinigung von nationalstaatlichen Egoismen ist und nur bei „gutem Wetter“ funktioniert.
Welche besonderen Ziele und Projekte haben Sie für 2016?
Noch möglichst viele Branchen kennenzulernen und trotzdem meine Hobbies zu pflegen.
Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Im Gesundheitswesen und damit auch im Apothekengeschäft und im Großhandel wird der Margendruck weiter und von Land zu Land unterschiedlich schnell wachsen und nach ganz neuen, effizienteren Geschäftsmodellen „schreien“. So werden wir in 2016 zumindest erste Ansätze einer grundlegenden, effizienzgetriebenen Veränderung der Apothekenlandschaft in England sehen (Schreiben des NHS England vom 17.12.2015). Dieser Druck und daraus resultierende Rufe nach Effizienz- und Produktivitätsgewinnen in bislang nicht bekanntem Ausmaß wird auch vor anderen Ländern keinen Halt machen. Die Frage ist nur, wann wird wo wie laut „geschrieen“. Sich darauf schon 2016 einzustellen, wird aber in keinem Fall ein Fehler sein.
Dr. Traugott Ullrich, Dr. Willmar Schwabe
Die positive Entwicklung der Schwabe-Marken in 2015 ist eine klare Bestätigung für unsere Anstrengungen, das deutsche Phyto-Geschäft der Schwabe-Gruppe strategisch, strukturell und prozessual besser aufzustellen.
Zudem bin ich sehr zufrieden mit Prozess und Ergebnis der inhaltlichen Refokussierung und strukturellen Neuausrichtung des BAH. Hier haben die Mitarbeiter und die Führung der Geschäftsstelle und der Vorstand gute Arbeit geleistet.
Auch 2016 wird für Schwabe die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Apothekern und Ärzten wesentlich sein. Ziel ist eine optimale Versorgung der Fachgruppen mit praxisrelevanten Infos zur besonderen pharmazeutischen Qualität und zur wissenschaftlichen Evidenz unserer Produkte und zum Mehrwert, der Patienten daraus erwächst.
Die Beurteilung aller Einzelmaßnahmen im Lichte des zu erwartenden Anti-Korruptionsgesetzes wird dabei sicher eine zusätzliche Herausforderung für die Maßnahmenplanung.
Ulrich Ströh, Belvedere-Apotheke Kiel
Highlight positiv 2015
Die Wahl einer Präsident-IN an die Spitze des MVDA,
der größten Apothekenkooperation Deutschlands.
Zur Nachahmung in Führungskreisen von Apothekern empfohlen!
Highlight negativ 2015
Die Bundesregierung sieht kein Temperaturproblem beim Arzneimittelversand
und das Plenum des DAT 2015 auch nicht.
Arzneimittel sind identisch, ergo: Grobe Ungerechtigkeit gegenüber der Präsenzapotheke.
Die fehlenden Augenhöhe der Apotheker im Gespräch mit der Politik sowieso!
Ziel 2016
Durch zeitgemäße Ausbildung von PhiPs möchte ich dazu beitragen,
dass sich junge Leute für die praktische Pharmazie begeistern,
statt sich als Rabattvertragsknechte in einer Vertragsarzneimitteklabgabestelle (VAA) namens Präsenzapotheke zu fühlen.
Anders sein?
Das dann in Kraft getretene Antikorruptionsgesetz wird bei Rohertrag und Rabatten
in den Apotheken seine Spuren hinterlassen. Musterprozesse werden die Richtung aufzeigen.
Dennoch positiv: Das Zuweisungsverbot unter Heilberuflern wird im Diabetesbereich Umsätze in die Apotheke zurückbringen!!!
Perry Soldan, Dr. C. Soldan
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015?
Unser Familienunternehmen ist laut Analysen des Focus und der Wirtschaftswoche unter den beliebtesten bzw. innovativsten Unternehmen in Deutschland. Und darüber freuen wir uns sehr!
Persönlich hat mich das weltpolitische Geschehen mehr als bewegt und ich hoffe, dass es auch für die krisengeplagten Regionen wieder Perspektiven für eine ruhigere und sichere Zeit gibt.
Welche besonderen Ziele und Projekte haben Sie für 2016?
Ich bin gespannt darauf, wie sich unsere neuen Em-eukal Pro Halspastillen etablieren können. Ansonsten wollen wir unseren wichtigsten Handelspartnern, den Apotheken, weiterhin gute Qualität und guten Service bieten. Und ihnen dazu Produkte an die Hand geben, die ihr Impulsgeschäft ankurbeln. Eines der Highlights wird im nächsten Jahr sicher unsere neue Rheila Lakritzspezialität sein. Das erste Mal gibt es Rheila dann auch in Bonbonform.
Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Die Branche steht auch im nächsten Jahr vor großen Herausforderungen, nicht alle Unternehmen werden diesen standhalten können. So ist mit weiteren Übernahmen zu rechnen. Unser Familienunternehmen kann glücklicherweise bei seinem Kurs bleiben und wie bisher gesund wachsen und unabhängig agieren.
Hermann Gröhe (CDU), Bundesgesundheitsminister
20 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung wurde der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff endlich im Bundestag und Bundesrat beschlossen. Damit haben alle Pflegebedürftigen erstmals einen gleichberechtigten Zugang zu Unterstützungsleistungen. Dass damit viele Pflegebedürftige und ihre Familien mehr Hilfe erhalten, ist ein besonders schönes Ergebnis unserer Arbeit in diesem Jahr!
Stefan Walk, Hexal
Was war Ihr persönliches Highlight in 2015?
Für mich persönlich war der Wechsel aus der Position des Vertriebsleiters bei GSK in die Rolle des OTC-Gesamtverantwortlichen bei Hexal das Highlight. Vom OTC-Marktführer zum Spitzenreiter im Gesamtmarkt der patentfreien Arzneimittel. Hexal ist sehr breit aufgestellt, von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln bis in den OTC-Bereich, für den es ein attraktives Portfolio gibt. Für den OTC-Markt in Deutschland insgesamt war 2015 ein starkes Jahr, nicht zuletzt dank der Grippe-Saison. Da hat Hexal mit ACC akut richtig auftrumpfen können.
Welche besonderen Ziele und Projekte haben Sie für 2016?
Die Jagd ist eröffnet. Wir wollen Hexal im OTC-Markt weiter nach vorne bringen. Unser POS-Projekt ist gut angelaufen. Die Hexal-Trainingsakademie wird in Zukunft eine viel wichtigere Rolle spielen, um dem großen Interesse unserer Apothekenkunden an hochwertigen Schulungen und Trainings nachzukommen. Bei unserem Portfolio spielen wir Doppelpass: Wir werden das Profil unserer Fokusmarken wie ACC akut, Gingium oder Omep weiter schärfen und gleichzeitig unser generisches Basis-Sortiment forcieren.
Was wird in unserem Markt am 31.12.16 anders sein als am 31.12.15?
Das Antikorruptionsgesetz wird uns, also Apotheken und Arzneimittel-Unternehmen, stark beschäftigen und mit Sicherheit zu Veränderungen führen. Nur weiß keiner im Moment genau zu welchen. Was derzeit an Gesetzentwurf vorliegt, ist leider recht schwammig formuliert. Entsprechend groß ist die Verunsicherung. Da brauchen wir Klarheit.
Klaus Henkel, AvP
In 2015 habe ich meine Tätigkeit an der Hochschule Niederrhein aufgenommen. Die erste Bachelorarbeit im Fachbereich Gesundheitswesen, die ich begleiten durfte, wurde zum Thema „Businesskonzept für den Vertrieb innovativer Gesundheitskonzepte in Apotheken“ von einem Studenten im Bachelorstudiengang Health Care Management erfolgreich geschrieben. Nachdem ich jetzt Jahre lang raus war aus solchen Aktivitäten, hätte ich es nicht gedacht, wieder einmal so viel Freude dabei zu empfinden, einen Studenten hierbei unterstützen zu können. Ich werde dies in 2016 weitermachen!
Nachdem jetzt das BMG eine Weiterentwicklung der Qualität der Hilfsmittelversorgung durch ein dreiseitiges Eckpunkte Papier und eine Reihe gesetzlicher Änderungen in 2016 angekündigt hat, wird dieses Thema auch ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit in 2016 bleiben. Nach diesen Plänen soll der GKV-Spitzenverband dazu verpflichtet werden, innerhalb einer angemessenen, noch zu konkretisierenden Frist das bestehende Hilfsmittelverzeichnis zu aktualisieren. Da seit 2009 keine neuen Hilfsmittel mehr in diese Verzeichnis aufgenommen worden sind, kommt hier endlich Bewegung in das Thema Hilfsmittel – seitens des BMG. Wer hätte dies mal gedacht! Wir werden diese Aktivitäten eng verfolgen und weitere bedarfsgerechte Lösungen für die Apothekerschaft rund um das Thema Hilfsmittelvertragsdatenbank/Clearing etc. erarbeiten. Das Thema wird in 2016 eine immer höhere Relevanz für die Apotheken angesichts der demografischen Entwicklung, eines veränderten Morbiditätsspektrums und des medizinisch-technischen Fortschritts bekommen.
Auch das Thema Apothekennetz wird in 2016 (hoffentlich in Zusammenarbeit mit allen Apothekenrechenzentren) seitens der ABDA zu lösen sein. Ich hoffe, dass es hierzu bereits Anfang des Jahres 2016 zu einer weisen Entscheidung kommt. Auch hinsichtlich der Honorierung der Apothekerschaft stehen bei einer weiter steigenden Entwicklung von hochpreisigen Medikamenten (ca. 50 % Anteil in GKV-Bereich in 2016) dringende Weichenstellungen an. Ich hoffe, Sie gelingen endlich!
Frank Baer, Elac Elysée
Persönlich fand ich „Wir schaffen das“ besonders eindrucksvoll!
Anders als 2015 wird nichts Wesentliches sein. Das Antikorruptionsgesetz ist sicherlich derzeit für viele Marktteilnehmer ein Thema, mit dem man sich mehr oder weniger intensiv beschäftigen muss.
Ziel 2016: Leichtes Mitgliederwachstum generieren; begonnene Projekte intensivieren z.B. Medikationsmanagement; weitere Auflagensteigerung unseres Kundenmagazins „Mein Tag“; eine besondere, informative Jahrestagung 2016 durchführen.
Dr. Andreas Gassen, KBV
Das Jahr 2015 war ereignisreich und schwierig für die Vertragsärzteschaft. Es war geprägt von einer Fülle an neuen gesundheitspolitischen Gesetzen, die wir in weiten Teilen sehr kritisch sehen und als Eingriff in die ärztliche Selbstverwaltung werten. Der richtige Grundsatz ambulant vor stationär scheint von der Politik verlassen worden zu sein. Dabei sprechen die Fakten eine klare Sprache: Rund 500 Millionen ambulanten Behandlungsfälle stehen 20 Millionen stationäre Fälle gegenüber. Der freiberuflich tätige Arzt in eigener Praxis bildet das Rückgrat der medizinischen Versorgung der Patienten. Stattdessen hält eine zentralistische, staatlich vorgegebene Organisation Einzug – und das nicht nur mit dem Versorgungsstärkungsgesetz. Ich erinnere an dieser Stelle nur an das Krankenhausstrukturgesetz und die einzurichtenden Portalpraxen an Krankenhäusern.
2016 ist das Jahr der Weichenstellung vor der im Folgejahr anstehenden Bundestagswahl. Wir – damit meine ich die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen – müssen Lösungen und Ideen präsentieren, wie wir die ambulante Versorgung zukunftsfest machen wollen. Wir werden im neuen Jahr eine Agenda 2020 aufstellen und darin unsere Antworten auf drängende Fragen der Versorgung und der Ausrichtung des Gesundheitssystems liefern.
Auch 2016 werden wir uns ausgiebig mit dem E-Health-Gesetz und seinen Auswirkungen beschäftigen. Wir sprechen uns eindeutig dafür aus, eine sektorenübergreifende Informations- und Kommunikationstechnologie einzurichten. Aber: Qualität und Praktikabilität müssen dabei an erster Stelle stehen, nicht das Erfüllen von Terminvorgaben. Wenn etwa die Industrie die notwendigen Konnektoren nicht termingerecht liefern kann, dürfen nicht Sanktionen gegen die Ärzteschaft die Folge sein.
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