Organspende-Skandal

Italiener bei Transplantationen bevorzugt? dpa, 01.08.2012 18:36 Uhr

Berlin - 

Neben den Manipulationsvorwürfen gegen zwei Mediziner der Göttinger Uniklinik beschäftigt die Staatsanwaltschaft nun auch eine auffällige Häufung italienischer Organspende-Patienten. Zwischen 1995 und 1999 habe es bei 99 Lebertransplantationen 23 Patienten mit Wohnsitz in Italien gegeben, teilte ein Kliniksprecher mit. Ob es dabei aus rechtlicher Sicht zu Regelverstößen gekommen sei, müsse geprüft werden. Die Klinik wolle nun neben der Aufarbeitung der aktuellen Verdachtsfälle seit 2008 auch die Lebertransplantationen der frühen 90er Jahre prüfen.

„Wir werden wie bei den 23 Verdachtsfällen sehen müssen, ob es Manipulationen gegeben hat“, sagte die zuständige Staatsanwältin. Die Fälle aus den 90er Jahren würden in die Ermittlungen einbezogen, wobei sich zeigen müsse, ob der Vorwurf der Bestechlichkeit erhoben werden könne. Wie der Kliniksprecher erklärte, habe es für Transplantationen bei ausländischen Patienten vor 2005 weniger strenge Regeln gegeben. Die Zuteilung von Spenderorganen auf Grundlage von Laborwerten der Patienten sei erst 2006 eingeführt worden.

Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Staatsanwältin Medienberichte über einen dritten Mediziner nicht kommentieren, der in den 90er Jahren auffällig viele italienische Patienten gehabt haben soll. Sie sollen ihm von einem der beiden verdächtigten Ärzte vermittelt worden sein. Dieser Arzt soll heute in den USA tätig sein. Bislang stehen zwei Ärzte im Verdacht, 23 Patienten in den Jahren 2011 und 2010 mit manipulierten Daten auf der Warteliste für Spenderorgane nach oben gemogelt und ihnen damit eine schnellere Transplantation ermöglicht zu haben.