Abtreibungspille

Italien erlaubt Mifegyne dpa, 31.07.2009 15:21 Uhr

Berlin - 

Nach einer mehrstündigen Sitzung ist in der Nacht zum Freitag die im katholischen Italien heiß umstrittene Abtreibungspille Mifegyne (Mifepriston) genehmigt worden. Das vom Gesundheitsministerium beaufsichtigte Institut für Arzneimittel und Medizinprodukte (AIFA) autorisierte damit offiziell die Vermarktung des Präparats mit dem Namen RU-486, berichteten italienische Medien am Freitag. Allerdings soll das Präparat zunächst nur in Krankenhäusern verwendet werden.

„Ein legalisierter Mord, der nach Exkommunizierung schreit“, hatte sich am Tag zuvor Monsignor Elio Sgreccia, ehemaliger Präsident der vatikanischen Akademie für das Leben, geäußert. Auch Eugenia Roccella vom italienischen Gesundheitsministerium sah die Entscheidung kritisch. RU-486 fördere „Abtreibungen zu Hause“. Es bestünden außerdem zahlreiche Risiken. Seit ihrer erstmaligen Einführung in einem Land 1988 seien weltweit 29 Frauen an der Pille gestorben.

Jugendministerin Giorgia Meloni hingegen begrüßte die Entscheidung. Mifegyne erspare den Frauen eine Operation. „Wir dürfen es nicht ideologisch sehen“, so die junge Ministerin am Freitag.

In Italien sind Abtreibungen seit 1978 legal. Laut Statistiken des Gesundheitsministeriums kam es 2008 in Italien zu etwa 121 000 gemeldeten Schwangerschaftsabbrüchen - rund 4,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Vatikan ist strikt gegen Abtreibung und auch gegen jede Schwangeren-Konfliktberatung. Zuletzt beklagte Papst Benedikt XVI. in seiner im Juli veröffentlichten Sozialenzyklika „Caritas In Veritate“ (Die Liebe in der Wahrheit) die „verbreitete tragische Plage der Abtreibung“.

Die verschreibungspflichtige Abtreibungspille ist in zahlreichen europäischen Ländern erhältlich - darunter Großbritannien, Schweden, Österreich, Belgien und Spanien. In Deutschland war sie Ende 1999 zugelassen worden. Das Präparat darf nach einer europaweit gültigen Regelung bis zum 63. Tag der Schwangerschaft eingenommen werden.