Syrien

IS droht flüchtenden Apothekern APOTHEKE ADHOC, 10.09.2015 15:29 Uhr

Berlin - 

Die Flüchtlingsströme nach Europa beherrschen derzeit die Medien. Weniger beachtet wird allgemein die Lage in den Ländern, aus denen die vielen Menschen fliehen. In Syrien befürchten Regime und Rebellen einen medizinischen Notstand. Sie bitten Ärzte und Apotheker, sich den Flüchtlingen nicht anzuschließen. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ droht sogar.

Es geht bei den Warnungen und Drohungen nicht nur um die Sicherung der medizinischen Versorgung, sondern auch darum, dass den Parteien Kämpfer fehlen. Seit Beginn des Bürgerkrieges vor mehr als vier Jahren sind auch viele Mediziner und Pharmazeuten auf der Flucht, die dem Land nun fehlen.

Daher wurden inzwischen sogar Plakate des „IS“ aufgehängt und Dokumente verschickt, auf denen zu lesen ist: „Warnung an Ärzte und Apotheker, die das Kalifat verlassen. Kehrt zurück oder wir konfiszieren Ihr Eigentum.“

Schon vor Monaten ließ das syrische Regime unter der Leitung von Baschar al-Assad Plakate mit dem Inhalt „Die Armee braucht Sie“ aufhängen. Damit warb man um den Verbleib aller Bevölkerungsschichten, denn allgemein fehlen den Truppen Mitglieder.

Wie Jenan Moussa, Korrespondentin des arabischen Fernsehsenders Al Aan TV, über Twitter berichtet, sollen auch Lehrer von der Flucht abgehalten werden. „Wo gehen Sie hin? Lehrer wandern nicht aus“, ist auf anderen Plakaten zu lesen. Diese wurden von den Rebellen in Richtung der Grenze zur Türkei platziert. An gleichen Stellen sind auch Appelle an Ärzte zu finden: „Ärzte, wandert nicht aus. Mein Sohn ist krank, er braucht Sie.“

Während das Regime und die Rebellen es eher mit Flehen versuchen, geht die Terrormiliz einen Schritt weiter und droht Ärzten und Apothekern mit der Konfiszierung ihres Eigentums. Dazu liegen der Korrespondentin Dokumente vor, die das belegen. Darin sei auch zu lesen, dass der IS nicht nur die Flucht selbst verachtet. Dass die Menschen vor allem nicht-muslimische Länder als Ziel haben, sei ebenso schlimm.

Aktuell zeigen diese Maßnahmen aber kaum Wirkung, schließlich bestärken solche Drohungen, was die Bleibenden in dem Krisenland erwartet. Hinzu kommen die schlechten Arbeitsbedingungen, vor allem für Frauen. Der IS sieht eine Vollverschleierung für Ärztinnen vor und verbietet die Zusammenarbeit mit männlichen Kollegen sowie Nachtarbeit. Das macht die Arbeit auch für Männer nicht einfacher. Sie hingegen bekommen zum Beispiel Probleme mit der Miliz, wenn sie Schwangere behandeln.

Im Nachbarstaat Irak wurden die Einschränkungen vom IS bereits etwas gelockert, da sonst trotz Drohungen der medizinische Exodus bevorstand. Tagsüber wird die Geschlechtertrennung inzwischen weniger streng gehandhabt. Solange es um nicht allzu intime Beschwerden geht, dürfen Patientinnen auch wieder einen männlichen Arzt aufsuchen. Für Hebammen gibt es eine Sonderregelung zur Nachtarbeit.