Hochwasser erwischt Jung-Apothekerin

„Irgendwann wurde es zu gefährlich“

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Berlin -

Keine drei Jahre hat Marie-Therese Palige ihre eigene Apotheke – jetzt ist der Betrieb seit dem Wochenende geschlossen. Der Starkregen ließ einen nahe liegenden Fluss anschwellen, die Wassermassen fluteten die Offizin. Die 32-jährige Inhaberin fragt sich, wann sie ihre Apotheke auf der Wies im bayerischen Babenhausen überhaupt wieder öffnen kann.

Kniehoch stand das Wasser in der Offizin, als Palige und ihr Team am vergangenen Samstag kapitulierten. „Der Starkregen war dramatisch“, sagt sie. Am Vormittag versuchte sie noch, die Stellung zu halten. Als der Katastrophenfall ausgerufen wurde, seien die Johanniter in die Offizin gekommen und hätten ihr mitgeteilt, dass sie jetzt einen Versorgungsauftrag habe. Als dann der Strom ausgefallen sei und die Elektroniktür nicht mehr öffnete, alarmierte sie die Feuerwehr.

In der Offizin stand das Wasser kniehoch - die Einrichtung ist dabei kaputt gegangen.Foto: Apotheke auf der Wies

„Unser Leben war bedroht und wir wollten die Apotheke durch die Hintertür verlassen. Als wir sie öffneten, kamen uns die Wassermassen entgegen.“ Von außen beobachtete sie weiter, wie das Wasser immer höher stieg. „Irgendwann sind wir nach Hause gefahren. Es wurde zu gefährlich. Geschlafen habe ich nicht.“ Am nächsten Tag stellte sie fest, dass die komplette Einrichtung aufgequollen war und dass selbst die Vorräte in den Schubladen von Schlamm bedeckt waren.

Ich habe Existenzängste.

Die Situation nimmt die Apothekerin mit. „Ich habe Existenzängste“, sagt sie. Denn wegen der Übernahme hatte sie auch Geld bei der Bank aufgenommen. „Es ist einfach ungerecht.“ Ihr zweijähriges Kind sehe sie derzeit kaum noch. Glücklicherweise sei es gut bei den Großeltern aufgehoben.

Mitten in der Katastrophe gibt es auch gute Nachrichten. Am Tag nach der Überschwemmung seien viele Menschen vor Ort gewesen, die beim Aufräumen mitangepackt hätten. „Wir waren eines der ersten Häuser, die den Schlamm raushatten und konnten dann gleich Trocknungsgeräte besorgen.“

Nach dem Aufräumen stand schnell fest, dass ein Großteil der Ware untergegangen ist.Foto: Apotheke auf der Wies

Am Mittwoch kam ein Gutachter, und die Versicherung teilte ihr mit, dass der entstandene Schaden mit der Elementarversicherung abgedeckt sei. Auch die fortlaufende Bezahlung der Angestellten soll darüber ausgeglichen werden. Jetzt werde geprüft, ob Wasser unter den Estrich gelangt sei. „Wenn das so ist, würde es bedeuten, dass ich für mehrere Monate nicht öffnen kann. Die nächsten zwei Wochen kann ich nicht aufmachen. Wenn die Probebohrung gut abläuft, kann ich nach Rücksprache mit dem Pharmazierat den Notbetrieb starten.“ Die Apothekerin hofft, dass der Boden noch intakt ist.

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