Internetkonzerne

Google ruft den Doktor

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Berlin -

Cyberchondrie. Das ist ein pathologischer Zustand, bei dem hypochondrische Tendenzen durch Informationen im Internet ausgelöst und verstärkt werden. Immer mehr Menschen suchen Gesundheitsinformationen im Netz. Dabei besteht die Gefahr, dass falsche Berichte bestehende Krankheitsängste schüren, so dass sie zu einer manifesten Hypochondrie führen. Der Internetkonzern Google testet derzeit ein Mittel dagegen: einen Online-Chat mit einem Arzt.

Internetnutzern in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Massachusetts, die nach Krankheiten oder Symptomen suchen, wird derzeit das Angebot gemacht: „Talk with a doctor now“ – Sprich jetzt mit einem Arzt. Entdeckt hat das neue Angebot der Entwickler Jason Houle, der bei Google nach Informationen zu „Knieschmerzen“ suchte. Er hat es anschließend in den sozialen Medien bekannt machte.

Inzwischen hat Google bestätigt, dass der Chatvorschlag getestet wird: „Wenn jemand nach grundsätzlichen Gesundheitsinformationen sucht – etwa nach Beschwerden wie Schlafstörung oder Lebensmittelvergiftung –, ist es unser Ziel, denjenigen mit den hilfreichsten verfügbaren Informationen zu versorgen“, so ein Sprecher. „Wir testen die neue Funktion um zu sehen, ob sie für die Nutzer hilfreich ist.“

Wer mit einem Arzt sprechen will, wird mit einem Mediziner der gemeinnützigen Organisation Scripps Health oder des Ärzteverbunds One Medical verbunden. Die Chats laufen über das im vergangenen November gestartete Programm Helpout, das Nutzer mit Experten verbindet, etwa bei Fragen zu Fitnessübungen, Gitarrelernen oder dem korrekten Auftragen von Lippenstift.

Das Programm gibt es schon länger. Neu ist jetzt, dass der Chat aktiv beworben wird, sobald jemand nach Gesundheitsinformationen sucht. Während der Testphase ist der Chat laut Google kostenlos für die Nutzer. Das impliziert, dass das nicht so bleiben wird.

Mit dem neuen Angebot drängt Google weiter auf den Gesundheitsmarkt. Im Juli war der Konzern eine Kooperation mit Novartis eingegangen. Gemeinsam soll eine „smarte“ Kontaktlinse für Diabetiker entwickelt werden, bei der zwischen zwei Schichten ein Glukosesensor integriert ist. Die Linse soll jede Sekunde die Glukose-Werte in der Tränenflüssigkeit messen und die Daten an eine Smartphone-App übertragen.

Im September hat Google den Hersteller Lift Labs übernommen, der Löffel für Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie starkem Tremor oder Parkinson entwickelt. Die Löffel sind mit Sensoren ausgestattet und gleichen das Zittern der Hand aus. Die Datenbrille Google Glass nutzen inzwischen Ärzte, um Operationen per Livestream zu übertragen und um im OP schnell medizinische Informationen zu erhalten. Google entwickelt außerdem eine Drohne, mit der beispielsweise Arzneimittel ausgeliefert werden könnten.

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