Zehn Kilogramm Globuli auf Ebay APOTHEKE ADHOC, 29.11.2014 15:01 Uhr
Bei Ebay gibt es nicht nur immer häufiger Arzneimittel, sondern auch immer größere Mengen. Derzeit werden Globuli der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) angeboten – als Testsatz von zehn Kilogramm. Für einen Preis von 249 Euro kann der Interessierte die Ware sofort kaufen. Derweil ist auf Spiegel Online Werbung für ein Portal zu finden, auf dem Verbraucher verschreibungspflichtige Lifestyle-Medikamente ohne Rezept erwerben können.
Der Artikelzustand sei gebraucht, aber sehr gut bis gut. Die Fläschchen seien meist ungeöffnet und oft viele Jahre alt – „absolute Rarität“, so der Verkäufer. Der Testsatz eigne sich für die Elektroakupunktur EAP und die Biologische Funktionsdiagnostik BFD.
Der Verkäufer weist darauf hin, dass alle Ampullen bioenergetische Teststoffe und keine Arzneimittel seien, die zur Anwendung am oder im Körper bestimmt seien. „Sie dürfen ausschließlich zu Testzwecken eingesetzt werden, ohne am oder im menschlichen oder tierischen Körper angewendet zu werden!“
Daneben gibt es auf dem Online-Portal derzeit 110 Ampullen der verschreibungspflichtigen Ganfort-Augentropfen (Bimatoprost/Timolol) zu ersteigern. Bis zum Oktober 2015 sollen die Ampullen haltbar sein. „Mir wurden die Tropfen verschrieben gegen erhöhten Augeninnendruck“, schreibt der Verkäufer. „Viel Spass damit!“ Bislang hat sich ein Bietender gefunden, er bietet 1 Euro. Neun Tage bleiben potenziellen Interessenten noch Zeit, das Präparat zu ersteigern.
Ganz ohne Arztbesuch kann Mann im Internet auch erektile Dysfunktionen behandeln lassen. „Ihr Online Arzt. Ohne Wartezeiten. Ohne Terminabsprachen“, lautet eine Werbung auf Spiegel Online. „Erhalten Sie Ihre Behandlung per Post – in nur 24 Stunden.“
Der Banner führt zur Website Meds4all. Verbraucher können hier Potenzmittel, Kontrazeptiva und sogar die Pille danach ohne Rezept erhalten: „Wählen Sie das benötigte Medikament und die gewünschte Dosierung für Ihre Behandlung. Füllen Sie einen kurzen medizinischen Fragebogen aus, anschließend erfolgt die Rezeptausstellung. Die Apotheke übernimmt den kostenlosen 24 h Versand des Medikaments.“
Betreiber der Website ist die britische Firma Hexpress EU. Das 2002 gegründete Unternehmen, das mit dem Claim „Global Telemedicine Experts“ wirbt, betreibt mehrere solcher Versandapotheken, beispielsweise ohne-rezept24.de, england-apotheke.com, arzt-und-apotheke.net, pille-rezeptfrei.net, grosseapotheke.de oder euroclinix.de.
Im Koalitionsvertrag hatten sich Union und SPD eigentlich darauf verständigt, dass Rezepte nur nach direktem Kontakt zwischen Arzt und Patienten ausgestellt werden können sollen. Der Bundesrat hatte die Bundesregierung aufgefordert zu prüfen, ob es man Rezepte, die aufgrund von Ferndiagnosen – wie zum Beispiel von den Londoner Onlineärzten von DrEd – erstellt wurden, verbieten kann. Auch der ehemalige Unions-Fraktionsvize Johannes Singhammer hatte eine gesetzliche Klarstellung gefordert. Bislang ist nichts passiert.