Inkontinenz nicht tabuisieren dpa, 09.11.2012 17:48 Uhr
Ob nach einer Operation, wegen des Alters oder aufgrund einer angeborenen Fehlbildung – etwa neun Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Inkontinenz. Trotz dieser hohen Zahl wird die Krankheit tabuisiert. „Das Thema ist negativ belegt“, sagte Professor Dr. Klaus-Peter Jünemann, Vorsitzender der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft. Es gebe keiner gern zu, dass er in die Hose macht.
Harn- und Stuhlinkontinenz sei eine verschwiegene Volkskrankheit. Bei den über 60-Jährigen leide rund ein Viertel der Frauen und jeder zehnte Mann unter der Krankheit. Doch auch Jüngere sowie Kinder gehören zu den Betroffenen. „Nur zehn Prozent der Betroffenen werden auch adäquat behandelt“, sagte Jünemann weiter.
Deshalb ist es wichtig, die Schweigemauer zu durchbrechen. Und zwar nicht nur auf Seiten der Betroffenen, denen die schwache Blase peinlich ist. Ärzte sollten daher die richtigen Anlaufstellen kennen.
Betroffene sollten sich trauen, kompetente Beratungsstellen anzulaufen und das Problem nicht jahrelang heimlich mit sich herum schleppen, rät die Kontinenzgesellschaft. Harninkontinenz könne ansonsten zu schwerwiegenden psychischen und sozialen Komplikationen wie Depressionen, Angstzuständen oder in die soziale Isolation führen.