Seit zwei Jahren sucht Anja Klosendorf-Hieß einen Nachfolger für ihre Burg-Apotheke. „Ich bin 40 Jahre im Beruf, das reicht mir“, sagt die Inhaberin, die ihrem Ruhestand entgegensieht. Im Oktober soll der Betrieb in Hohenstein in Hessen übergeben werden.
Klosendorf-Hieß steht selbst sechs Tage die Woche in der Apotheke. Mit Mitte 60 fällt ihr die Arbeit zusehends schwerer. „Ich kann nicht mehr“, sagt sie. „Meine Apotheker, die ich hatte, sind schon alle in Rente.“ Die beiden Approbierten hätten sich unlängst im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.
Das Personal sei knapp und sie müsse alle Dienste alleine machen. Selbst einmal zum Arzt zu gehen, sei schon ein Problem. Natürlich könne sie eine Urlaubsvertretung einstellen, was sie auch getan habe. „Aber die Apotheke kann man so nicht alleine stemmen.“
Mit der Digitalisierung und der Einführung des E-Rezepts gehe es „holprig“ im Arbeitsalltag zu. Verordnungen zu ändern, sei schwierig, da die Arztpraxen telefonisch nicht zu erreichen seien. Deshalb gehe sie dort persönlich hin, was zeitaufwendig sei. „Bei den Ärzten klappt es online nicht und der Patient kann nicht warten.“ Die Praxen benutzten veraltete Software, teilweise stimmten nicht einmal die PZN. „Bei denen ist es kompliziert und wir spüren die Auswirkungen.“
Auch die Technik mache ihr oft einen Strich durch die Rechnung, klagt sie. „Die Hotlines sind oft überlastet und man kriegt keinen Rückruf. Die Situation ist sehr unbefriedigend.“ Dazu kämen die Reformpläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Das ist ein Affront gegen die Apothekerschaft, kein Wunder, dass Kollegen zu machen.“ Die Infrastruktur müsse stimmen und die Politik sei nicht einsichtig.
APOTHEKE ADHOC Debatte