Zwei Apotheken, 35 Angestellte

Inhaberin (26): „Meine Generation hat Lust auf Selbstständigkeit“

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Berlin -

Seit Anfang Oktober führt die 26-jährige Laetitia Terberger zwei Apotheken im westlichen Nordrhein-Westfalen. Dass sie irgendwann eine eigene Apotheke führen würde, war ihr schon lange klar. Entgegen der oft schwarzgemalten Zukunft der Branche hat die junge Inhaberin eine ganz klare Meinung, denn: Ihrer Erfahrung nach zeigen viele junge Kolleg:innen große Motivation und Bereitschaft, einen eigenen Betrieb zu übernehmen.

Seit dem 1. Oktober leitet Terberger die West-Apotheke in Tüddern sowie die Ginko-Apotheke in Breberen – zwei Apotheken, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während in Tüddern an der Grenze zu den Niederlanden Laufkundschaft den Arbeitsalltag bestimmt, liegt der Schwerpunkt in Breberen auf Blistern und Heimversorgung. „Wir versorgen derzeit acht Heime und zwei Pflegedienste.“ Insgesamt führt die 26-Jährige 35 Mitarbeitende.

Dass sie irgendwann eine eigene Apotheke übernehmen würde, war durchaus geplant. Schließlich ist sie in der elterlichen Apotheke aufgewachsen und kennt die Abläufe und Tücken der Selbstständigkeit. Überstunden, Nacht- und Notdienste sowie spontane Botendienste sind für sie nicht nur geläufig; „Für mich war es immer normal, viel zu arbeiten, auch außerhalb der Öffnungszeiten“, sagt sie.

Im Februar übernahm ihr Vater die Ginko-Apotheke in Breberen, und Terberger die Filialleitung. Als dann die West-Apotheke verkauft wurde, „hat es sich so ergeben, dass ich direkt beide zusammen übernommen habe“. Auch wenn es letztlich schnell ging, hatte die junge Apothekerin durch den elterlichen Hintergrund genug Sicherheit im Rücken, um den Schritt spontan zu wagen.

Studienbeginn mit 17, Approbation mit 24

Das Berufsziel war für die 26-jährige Inhaberin früh klar; bereits mit 17 nahm sie ihr Pharmaziestudium auf. „Ich habe mein Abitur ein Jahr eher gemacht. Ich hätte auch in Regelstudienzeit studieren können, habe mir aber zwei Freisemester für meine Aktivität im Reitsport genommen.“ Die Approbation legte sie Ende 2021 ab und steht nun fast drei Jahre im Berufsleben. Die ersten drei Monate arbeitete sie als Approbierte in einem Betrieb außerhalb der Familie. „Da ging dann die Filialleitung. Die habe ich dann für zwei Jahre übernommen.“

Das war Terberger auch wichtig: „Ich habe immer gesagt, ich möchte erst mal lieber woanders arbeiten, nicht unbedingt direkt bei meinem Vater. Ich wollte wissen, wie ich woanders wahrgenommen werde und nicht im Familienbetrieb arbeiten.“ In der großen, trubeligen Apotheke konnte die junge Inhaberin sich viel Wissen aneignen: „Das hat mich gut auf die Zeit vorbereitet, in der ich bei meinem Vater als Filialleitung gearbeitet habe“, sagt sie heute. Zwar ist sie nun die Inhaberin, aber seit ihrer Zeit als Filialleitung hat sich für sie nicht viel geändert: „Für mich macht es vom Arbeiten her keinen Unterschied, nur meine andere Apotheke muss ich noch besser kennenlernen.“

Für Terberger ist es zentral, als Ansprechpartnerin vor Ort sichtbar zu sein. Deshalb steht sie nach wie vor im HV, stellt andere Aufgaben hintenan oder verlagert sie in den Notdienst. „Ich finde das superwichtig. Zwar ist es als Inhaberin oder Filialleitung schwieriger, Zeit für die Offizin zu finden, aber genau das ist ja der Grundgedanke: Der Kunde geht in die Apotheke, um sich von einem Apotheker beraten zu lassen.“

In ihren ländlichen Apotheken werde sie in ihrer Funktion von ihrer Kundschaft grundsätzlich geschätzt und genieße ein Ansehen. Dabei merkt sie schmunzelnd an: „Der ein oder andere hat sich schon erschreckt, wenn sie vor mir stehen und ich sage, dass ich die Inhaberin Frau Terberger bin.“ Im Nachgang sei das Alter der Apothekerin kein Thema mehr. Auch ihre Kompetenz werde zu keinem Zeitpunkt von der Kundschaft angezweifelt.

Generationswechsel

Dass junge Apothekerinnen und Apotheker keine Lust auf einen eigenen Betrieb haben, kann Terberger aus ihrer Sicht nicht bestätigen. Von ihrem alten Arbeitsplatz weiß sie, dass viele Kolleginnen und Kollegen eine große Motivation mitbringen und die Bereitschaft zeigen, sich irgendwann selbstständig zu machen. „Ich finde, meine Generation hat Lust auf die Selbstständigkeit.“

Ihr Eindruck: Es findet gerade ein Generationswechsel statt: „Viele Inhaber, die jetzt in Rente gehen, haben die guten Zeiten erlebt. Ich glaube schon, dass jetzt viele junge Apotheker nachfolgen.“ Gerade im ländlichen Bereich habe das seinen Reiz: „Es ist, fernab des Konkurrenzdrucks der Großstadt, einfach ein total schönes Arbeiten hier auf dem Dorf.“ Und das wird auch wertgeschätzt, nicht nur von den Kundinnen und Kunden, die nicht irgendwie stundenlang zur nächsten Apotheke brauchen. „Auch die Amtsapothekerin sagte, dass sie froh über die Übernahme ist, weil das sonst hier alles ausstirbt.“

Dass das irgendwann wirklich eintritt, kann sich Terberger überhaupt nicht vorstellen. Zwar gebe es die Versender; gerade auf dem Land und für ältere Leute sei es aber nicht vorstellbar, dass es die Apotheke als Institution zukünftig nicht mehr gibt. Gleich verhalte es sich mit der Heimbelieferung. „Das können Versender nicht eben schnell leisten, was wir hier jeden Tag machen. Man darf nicht immer vom Schlimmsten ausgehen.“

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