Vierter Betrieb vor Eröffnung

Inhaber: „Würde nie Apotheke übernehmen“ Carolin Ciulli, 24.11.2024 07:42 Uhr

Inhaber mit Vision: Marcus Scholz von den Atrium-Apotheken in Düsseldorf setzt auf lange Öffnungszeiten und eine eigene Kosmetikmarke. Foto: Atrium-Apotheke
Berlin - 

Bald sind es vier Apotheken, die Marcus Scholz aus Düsseldorf gegründet hat. Der 42-jährige Inhaber würde laut eigenem Bekunden selbst nie einen Betrieb übernehmen und setzt in einer Apotheke seines wachsenden Verbunds auf sehr lange Öffnungszeiten. Mit diesem Konzept trifft er bei Mitbewerbern nicht nur auf Verständnis. Doch die Kundschaft danke es ihm und nutze die Randzeiten vor 8 Uhr morgens und nach 20 Uhr, sagt er.

Scholz führt drei Atrium-Apotheken in Düsseldorf. Die erste Apotheke eröffnete er 2011. Damals sei er „mittellos“ zur Bank gegangen und habe Geld bekommen. „Heute würde das leider nicht mehr funktionieren. Für junge Leute ist die Apothekengründung fast unmöglich geworden. Ich hatte Glück.“ Eine zentrale Frage bei der Gründung sei, welcher Standortvorteil gegeben sei. „Was erwartet der Kunde von der Apotheke?“

Übernahmen mit Altlasten

Ein Problem bei Übernahmen sei, auch eingefahrene Strukturen zu übernehmen. Darunter könnten Abläufe sein, die sich schwer verändern ließen, sagt er. Natürlich habe der Kauf einer bestehenden Apotheke einen Wert – man übernehme einen festen Kundenstamm und Personal. „Aber ich gründe trotzdem lieber selbst.“

Für die Apotheke Graf-Adolf-Straße in der Innenstadt sind es laut Scholz verlängerte Öffnungszeiten. Der Betrieb läuft dort wochentags von 7 Uhr morgens bis um Mitternacht und am Samstag von 8 bis 22 Uhr. „Die Zeiten werden genutzt“, sagt Scholz. Vor 8 Uhr morgens seien häufig Supermarkt- oder Praxisangestellte in der Apotheke. Besonders gut aber liefen die späten Zeiten nach 20 Uhr. Nicht nur Kundschaft, die etwas vergessen habe, komme. „Viele entscheiden sich bewusst für den Abend.“

Spätschicht leisten Approbierte

Weil die Nachfrage am Abend groß ist, sei unlängst das Personal erhöht worden. Bis 21 Uhr sind drei Angestellte im Handverkauf eingeplant, bis 23 Uhr sind zwei Approbierte vor Ort. In der Spätschicht beschäftigt Scholz vor allem zehn Apothekerinnen und Apotheker auf Minijob-Basis. Dabei handele es sich vor allem um Promotionsstudenten.

Kritik an den langen Öffnungszeiten, er würde Umsätze im Notdienst abziehen, wehrt er ab. Jeder könne seine Apotheke länger öffnen. „Ich habe keine Sondererlaubnis.“ Natürlich lohne sich das Modell nicht für jeden Betrieb wie etwa für eine Land-Apotheke. „Aber jede Apotheke ist eine Handelsgesellschaft und wir haben Kunden und keine Patienten, deshalb sind sie der König. Natürlich sei es allein wegen der Beratung anders als in einer Bäckerei, aber es gehört nunmal dazu, dass ich meine Kunden dann bediene, wenn sie es möchten.“

Die dritte Filiale kurz vor der Eröffnung, erstmals nicht in Düsseldorf, sondern in ländlicher Lage in Meerbusch Büderich. „Dort ist man heimatverbunden und es herrscht eine vertraute, dörfliche Atmosphäre.“ Ein weiteres Projekt ist eine eigene Kosmetikmarke, die von einem Lohnhersteller im Osten Deutschlands produziert wird. Auch hier ist er von der Kundschaft inspiriert: Sie soll nicht „trocken-medizinisch“ rüberkommen, sondern falle unter das Motto „affordable luxury“. Damit feilt Scholz weiter am Einkaufserlebnis für die Kundschaft.