In Berlin haben Einbrecher eine Apotheke heimgesucht und die Ladenkasse ausgeräumt – während des Notdienstes. Der Inhaber schlief im Stockwerk darüber und bemerkte zunächst nichts von dem nächtlichen Besuch.
Den Notdienst von Sonntag auf Montag hat Inhaber Martin Fuhrmann in seiner Filiale selbst übernommen. Fuhrmann heißt eigentlich anders, will seinen Namen und den seiner Apotheke aber nicht veröffentlichen – aus Angst vor Nachahmern und ein bisschen auch aus Scham. Denn den Einbruch hat er schlicht und einfach verschlafen. Die Apotheke verteilt sich über zwei Etagen, Nachtdienstzimmer, Büro, Labor und Rezeptur befinden sich im Obergeschoss.
Die Eindringlinge – ob einer oder mehrere ist nicht geklärt – müssen irgendwann zwischen halb 2 und 3 Uhr in der Früh zugeschlagen haben. Denn in diesem Zeitraum war kein Kunde in der Apotheke. Erst als Fuhrmann gegen 3 Uhr von der Notdienstklingel geweckt wurde, bemerkte er das Unglück.
„Die Kassenschublade lag auf dem Boden und im Backoffice war einiges durcheinander“, berichtet der Inhaber. Auch die Schiebetür wies Spuren des Einbruchs auf. Offenbar hatten der oder die Täter die Tür unten aufgedrückt, so dass eine schlanke Person sich in die Offizin quetschen konnte. Der Schaden hält sich laut Fuhrmann in Grenzen: 800 Euro Bargeld wurden erbeutet, Betäubungsmittel oder andere Medikamente fehlten zumindest auf den ersten Blick nicht.
Fuhrmann verständigte sofort die Polizei, die noch in der Nacht mit der Spurensicherung begann. Was für den Apotheker besonders unheimlich ist: Die Einbrecher waren auch in die 1. Etage vorgedrungen, wie Spuren eindeutig belegen. „Vielleicht standen die sogar neben meinem Bett“, so Fuhrmann. Dieses schlechte Gefühl sei viel schlimmer als der wirtschaftliche Schaden. Beim nächsten Notdienst werde er die Geschichte im Kopf haben, gibt er zu. Seinem Team gehe es nicht anders. Künftig soll das Licht in der Offizin die ganze Nacht brennen, die Tür besser verriegelt werden. Der Vermieter hat außerdem zugesagt, einen Strahler mit Bewegungsmelder zu installieren.
Fuhrmann hat am nächsten Morgen auch seine Kammer und den Verband verständigt sowie seine Aufsichtsbehörde, das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo). Von letzterem wurde er aufgefordert, eine Schließungsgenehmigung zu beantragen, da er den Notdienst auf Anordnung der Polizei unterbrochen hatte. Fuhrmann hat dafür zwar gar kein Verständnis, den Antrag aber eingereicht.
Vom Berliner Apothekerverein erfuhr er, dass es sich bei seinem Einbruch nicht um einen Einzelfall handelt. Bei zwei weiteren Kollegen sei am selben Wochenende im Notdienst eingebrochen worden. Handelt es sich um eine gezielte Aktion? Ein Sprecher der Kammer ist da skeptisch. Die Fälle lägen recht weit über das Stadtgebiet verteilt und unterschieden sich in manchen Details zu deutlich. In einem Fall seien die Einbrecher sogar von der Inhaberin überrascht worden und hätten das Weite gesucht. Auch die Polizei habe sich schwergetan, einen Zusammenhang zu sehen.
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