Seit Ende Februar ist die Rosen-Apotheke von Inhaber Sebastian Jankow, die er als Zweig-Apotheke führte, geschlossen. Es sei kein leichter Schritt gewesen, doch die betriebswirtschaftliche Situation und die fehlende Unterstützung der Branche seitens der Politik hätten kaum Alternativen gelassen.
Seit 2020 leitet Jankow die Rosen-Apotheke als Zweigapotheke, die auch davor als solche geführt wurde. Sie sei die letzte in Sachsen-Anhalt, erklärt er, und fungiere als verlängerter Arm der Hauptapotheke.
Zweigapotheken haben durchaus Vorteile gegenüber Filialen: Die Anforderungen an die Räumlichkeiten sind geringer und sie benötigen weder Labor noch Rezeptur, wodurch sie kostengünstiger sind. Der noch amtierende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte dieses System gefördert, frei nach dem Motto: Lieber eine Apotheke mit eingeschränktem Leistungsangebot als gar keine.
Im Gegensatz zu einer Filiale muss für eine Zweigapotheke alle fünf Jahre eine Betriebserlaubnis eingeholt werden. „Eine zusätzliche Hürde“, wie sich der Inhaber erinnert, denn die zuständige Landesbehörde habe sich 2021 nicht mit der Begründung zufriedengegeben, dass die Rosen-Apotheke die letzte Apotheke in der unmittelbaren Umgebung in Uchtspringe sei. Schließlich gebe es den Versandhandel zur Versorgungssicherung. Erst nach einigem Hin und Her habe Jankow die Betriebserlaubnis erhalten.
„Ich trage die Entscheidung zur Schließung schon mindestens 14 Monate mit mir herum“, erklärt der Inhaber. Hauptgründe dafür seien betriebswirtschaftliche Faktoren wie steigende Energiepreise, Probleme mit Vermietern und hohe laufende Kosten, gepaart mit einem seit über zehn Jahren nicht mehr angepassten Honorar. Auch die Erhöhung des Kassenabschlags sei eine Herausforderung gewesen.
„Der erhöhte Zwangsrabatt hat den kleinen Apotheken den Rest gegeben.“ Zusätzlich sei die Belastung durch mehr Notdienste im vergangenen Jahr gestiegen. „Ich hatte rund 40 Notdienste, die ich alle selbst besetzt habe.“ Die kleine Zweigapotheke sei im Gebiet der Notfallambulanz angesiedelt und musste gleichzeitig als beliefernde Apotheke fungieren sowie Vorräte für die Notfallversorgung im Gardelegener Kreis vorhalten.
Hinzu kämen notwendige Investitionen in die Hauptapotheke; Jankow sei gerade dabei, dort die Software zu erneuern. Müsste er das System in der Zweigapotheke ebenfalls anpassen, wäre das mit zusätzlichen Ausgaben und laufenden Kosten verbunden. Das rechne sich schlicht nicht. „Eine Zweigapotheke wird nie die Umsätze erwirtschaften, um eigenständig wirtschaftlich tragfähig zu sein“, erklärt er. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, setzte die Apotheke bereits auf ukrainische und syrische Mitarbeiter. „Die Sprachbarriere ist aber ein großes Problem“, berichtet der Inhaber.
Die Versorgung von Uchtspringe soll dennoch gewährleistet bleiben, denn Jankows Hauptapotheke „Apotheke am Stadtsee“ wird weiterhin bestehen bleiben, genauso wie der Botendienst. „E-Rezepte können über CardLink geschickt werden.“. Auch die Heimversorgung der Region werde er weiterführen – nun eben aus der Hauptapotheke in Stendal. Bereits jetzt würden Anrufe für die Rosen-Apotheke direkt dorthin umgeleitet.
„Eine Anpassung des Honorars ist dringend notwendig“, betont der Apotheker. Andernfalls werde die Schließungswelle nicht zu stoppen sein. Aktuell gebe es keinen Spielraum mehr. Auch Serviceleistungen wie pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) ließen sich aufgrund des knappen Personals nur schwer durchführen. „Es lohnt sich kaum mehr“. Er glaube nicht daran, dass sich die Lage kurzfristig bessern wird: „Selbst wenn politische Änderungen kommen, dauert es, bis die Wirkung eintritt. Für viele ist es dann zu spät.“
Zudem sehe er keine Hoffnung auf Verbesserung unter der aktuellen politischen Führung, besonders wenn Lauterbach erneut das Amt des Gesundheitsministers übernehmen sollte. „Unter der SPD ging es für die Apotheken generell nicht vorwärts.“ Auch der SPD-Abgeordnete seines Wahlkreises, Dr. Herbert Wollmann (nicht wiedergewählt), habe laut Jankow wenig Verständnis für die Situation der Apotheken. „Effizienzreserven sehe ich nicht mehr. Früher hatte ich sieben angestellte Apotheker ohne den Inhaber, jetzt sind es drei mit Inhaber. Es kommen keine neuen nach. Lauterbachs Konzept geht nicht auf.“
Auch Lauterbachs Weiterentwicklung der Zweigapotheke – die „Light-Apotheken“, in denen nicht einmal mehr ein Apotheker vor Ort sein müsste, um Personalkosten einzusparen – stellt für Jankow keine Alternative dar. „Wir sind staatlich reguliert, haften aber mit unserem Privatvermögen. Das ist ein Witz. Es braucht eine Honoraranpassung“, betont er klar. Dann würde der Beruf auch wieder an Reiz gewinnen. „Wäre ich 50, würde ich mich fragen, warum ich noch länger arbeiten sollte. Der Job muss attraktiver werden.“