Beschmierte oder demolierte Rezepte werden immer wieder in Apotheken vorgelegt. Können diese im HV irgendwie durch den Drucker manövriert werden, steht die nächste Hürde im Rechenzentrum an. Vor allem verklebte Verordnungen sind für die Hochleistungsscanner ein Problem. Sie müssen von den Mitarbeitern manuell eingepflegt werden – mitunter mit amüsanten Hinweisen aus der Offizin.
Beschädigte Verordnungen können die hochtechnisierten Abläufe in Rechenzentren stören. Beim Abrechner VSA gibt es eine Abteilung, die sich um auffällige Rezepte kümmert. „Sie müssen manchmal regelrecht zusammengepuzzelt werden“, sagt Carlos Thees, Fachbereichsleiter Vertrieb und Marketing. Von den rund 14 Millionen Rezepten pro Monat seien etwa eine Handvoll derart verschmiert oder verklebt, dass sie über die kleineren Scanner eingelesen werden müssten.
Das Münchener Rechenzentrum betreibt vier große Hochleistungsscanner. Rezeptabrechnung ist ein Massenprozess – stündlich werden rund 50.000 Belege gelesen. Zwei kleinere Scanner stehen für „unübliche“ Rezepte wie Verordnungen mit Maßkarten für Kompressionsstrümpfe oder andere Sonderbelege bereit. Dort landen verschmierte und zerknautschte Rezepte. Sie werden per Hand eingelesen und kontrolliert.
In der Regel seien verschmierte Rezepte auch verknittert, sagt Christine Kollin, die in der Produktionsleitung tätig ist. Bekleckerte Rezepte würden jedoch selten geliefert. Oft handele es sich um Kaffeeflecken. Einmal kam es vor, dass eine Apotheke eine Verordnung in einer Klarsichtfolie geschickt hatte – mit der Aufschrift: „Achtung Krätze“. „Das war aber eine absolute Ausnahme“, so Kollin.
Die Rücksprache mit den Apotheken ist bei verschmierten Rezepten in den meisten Fällen nicht nötig, wenn alle notwendigen Informationen gelesen werden können. Die Verarbeitung sei für das Rechenzentrum dennoch aufwändiger. Die kleineren Scanner arbeiten langsamer. Mit den Geräten können dem Branchenprimus zufolge pro Stunde Belege im 100er-Bereich eingelesen werden.
Auch beim Bremer Apothekenrechenzentrum NARZ/AVN kennt man beschmierte Rezepte. Ein Knackpunkt: Schmutzige Verordnungen kleben zusammen. Die Kandidaten laufen vor dem Scan durch eine Zählmaschine und können dort bereits herausgefischt werden. Auch beim Scannen weisen Sensoren auf verklebte Rezepte hin: Dringt nicht genug Licht durch das Papier, schlägt das System Alarm. Die Verschmutzung ist für den Hochleistungsscanner normalerweise kein Problem, solange die Daten gelesen werden können.
Ein größeres Problem sind geknickte Rezepte. Vor allem Männer neigten dazu, nach dem Arztbesuch die Verordnung zu falten und in die Hemdtasche zu stecken, sagt Michael Irmer, Fachbereichsleiter Wirtschaft und Recht. Durch die Falte könne es zu Staus in den Scannern kommen. NARZ/AVN verarbeiten im Jahr knapp 96 Millionen Rezepte und verwalten treuhänderisch rund 7,5 Milliarden Euro Apothekenumsatz.
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