Die Zahl der Hepatitis-B-Erkrankungen hat in Deutschland einen neuen Tiefstand erreicht. Im vergangenen Jahr wurden 679 Fälle mit eindeutigem Krankheitsbild gemeldet. Das seien 16 Prozent weniger als im Vorjahr und die wenigsten Meldungen dieser Leberentzündung seit Beginn der Erfassung 2001, berichtete das Robert Koch-Institut (RKI).
2001 hatten Labore und Ärzte noch rund 2300 Erkrankungsfälle an das Institut gemeldet. Als Hauptgrund für den starken Rückgang vermuten die Experten einen verbesserten Impfschutz in der Bevölkerung. Das Virus ist über das Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragbar. In seltenen Fällen kann es akutes Leberversagen auslösen.
Zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli warnen Mediziner aber auch, dass durch Hepatitis ausgelöste Leberentzündungen oft unentdeckt bleiben. Das RKI schätzt, dass in Deutschland jeweils etwa 400.000 bis 500.000 Menschen eine chronische Hepatitis B oder C haben, die beiden häufigsten Varianten. Das Erstaunliche: „Die wenigsten wissen davon“, schreibt die Deutsche Leberhilfe.
„Wir können nur helfen, wenn wir wissen, wer betroffen ist“, sagt Professor Dr. Heiner Wedemeyer, Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er spricht sich für ein Screening aus: Testen lassen sollte sich demnach, wer vor 1991 ein Bluttransfusion bekam, einmal Drogen konsumiert hat, sich im Urlaub ein Tattoo stechen ließ und „alle Patienten mit unklar erhöhten Leberwerten“.
Hepatitis B sei nicht heilbar, aber es gebe Medikamente, die das Virus unterdrückten; Gegen Hepatitis C würden voraussichtlich 2014 und 2015 neue, nebenwirkungsfreie Wirkstoffe zugelassen, fasst Wedemeyer den Stand der Therapiemöglichkeiten zusammen. „Damit sind wir in der Lage, eine chronische Erkrankung zu heilen – das ist in der Medizin fast einmalig.“
Auch die Ursachenforschung geht voran. So haben Forscher des Frankfurter Universitätsklinikums kürzlich herausgefunden, dass ein enger Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Ausbreitung des Hepatitis-B-Virus in der Leber besteht. „Diese Erkenntnis eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die medikamentöse Behandlung der Erkrankung“, so die Forscher.
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